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VW in den USA: Ausdauer lohnt sich
Julian Hitschler zum Gewerkschaftskampf in den USA
Eine überwältigende Mehrheit der VW-Belegschaft in Chattanooga, Tennessee, stimmte vergangenen Freitag für die Vertretung durch die Automobilgewerkschaft UAW. Damit beweist UAW, dass ihre Expansionsstrategie aufgeht. Jahrzehntelang galt es als gesetzt, dass Gewerkschaften bei ausländischen Autoherstellern in den USA chancenlos bleiben würden. Nicht die erste Binsenweisheit, die UAW-Chef Shawn Fain mit seiner unerschrockenen, kämpferischen Gangart widerlegt hat: Er trotzte den US-Herstellern bereits Tarifverträge ab, die niemand für möglich gehalten hatte. In den USA ändert sich nun die gesellschaftliche Einstellung gegenüber Gewerkschaften, die viele Jahre auf dem Rückzug waren. Dies geschieht weder über Nacht noch ohne Rückschläge. Im Niedriglohnsektor geht die Organisierung der Beschäftigten eher schleppend voran. Die großen, landesweiten Kampagnen bei Starbucks oder Amazon lassen auf sich warten, obwohl es vielerorts Initiativen von Beschäftigten gibt.
Doch langsam trägt die geduldige Organisationsarbeit in verschiedenen Branchen Früchte, und zwar – was besonders ermutigend ist – unabhängig von Region und politischer Konjunktur. Das Ergebnis von Chattanooga, wo die UAW zehn Jahre lang erfolglos blieb, zeigt, dass Klassenkampf mitunter ein echter Ausdauersport sein kann. Der Erfolg könnte ein erster Dominostein in den sonst gewerkschaftsfeindlichen Südstaaten sein. Denn Fain bereitet sich schon auf die nächste Abstimmung vor: Mitte Mai geht der Kampf in einem Mercedes-Werk in Alabama weiter.
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