- Kommentare
- Südkorea
Yoon: Restglaubwürdigkeit ist passé
Felix Lill über die Manöver des südkoreanischen Präsidenten
Yoon Suk-yeol, seit Frühjahr 2022 Präsident von Südkorea, könnte bald als Lehrbuchbeispiel eines Politikers dienen, dem eine Fähigkeit nicht gegeben ist: zu verstehen, was den Menschen gefällt – und wie man zu ihnen spricht. Yoon gilt schon länger als arrogant, populistisch, sogar undemokratisch.
In der Nacht zu Mittwoch blickte Yoon Suk-yeol mit besonders ernstem Gesicht in eine TV-Kamera und erklärte sich quasi zum Diktator Südkoreas – denn die Ausrufung des Kriegsrechts mündete in der Geschichte immer wieder in Diktaturen – auch in Südkorea. Doch die Bevölkerung stürmte in großer Zahl vor das von Militärs abgeriegelte Parlament, gemeinsam mit oppositionellen Abgeordneten zwangen sie den Präsidenten – oder Diktator? – binnen Stunden, den Entschluss wieder zurückzunehmen.
Yoon ist düpiert. Das Wenige an Glaubwürdigkeit, das er noch genoss, ist dahin. Denn er hatte offenbar gedacht, mit dem Kriegsrecht würde er durchkommen. Aber da hat er sein Land nicht verstanden.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.