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Feli from Germany: Deutsch-amerikanische Freundin

Hunderttausende folgen der Münchnerin Feli, die in den USA lebt. Sie erklärt der Welt, was das ist: Deutschland

  • Frank Sorge
  • Lesedauer: 4 Min.
Um »Hefeweizen« wie ein echter Amerikaner aussprechen zu können, braucht man zunächst ein paar Hefeweizen.
Um »Hefeweizen« wie ein echter Amerikaner aussprechen zu können, braucht man zunächst ein paar Hefeweizen.

Die Jüngeren haben im Schnitt etwas weniger Freunde als vor fünf Jahren, ergibt eine aktuelle Yougov-Umfrage. Aber wurden wirklich alle Freunde mitgezählt? Was ist mit den digitalen Kontakten und nicht zuletzt netten Influencern der eigenen Generation? Zählt man sie erst mit, wenn man bei ihnen zu Hause war oder zum Geburtstag gratuliert? Eine dieser guten Freundinnen im Netz ist Felicia Hofer alias »Feli from Germany«, eine junge Münchnerin, die seit 2016 die meiste Zeit in den USA lebt und mit 500 Videos annähernd 700 000 Abonnenten auf Youtube gesammelt hat. Gut, wenn man von Freunden Informationen aus erster Hand erhält, aber auch gut, wenn die neuen Freunde in den USA jemanden haben, dem sie peinlich uninformierte Fragen über Deutschland stellen können. Warum sie wohl ihren Youtube-Kanal ursprünglich eröffnet hat? Waren es ihr einfach zu viele Falschinformationen, die ihr vor Ort begegnet sind?

Das Beste an Freundin Feli scheint zu sein, dass sie offenbar nichts aus der Ruhe bringen kann. Egal, was sie für schräges, falsches Zeug anhören muss, um zu widerlegen und zurechtzurücken, ihr Lächeln ist unerschütterlich, ihre Beweisführung unbestechlich. Kompetenz und Freundlichkeit gegen teilweise widerliche Fake-News, das soll funktionieren? Man kann ihr auch in diesem Punkt wohl vertrauen, sie kennt die US-Amerikaner womöglich besser als wir.

Egal, was sie für schräges, falsches Zeug zurechtrücken muss, ihr Lächeln ist unerschütterlich, ihre Beweisführung unbestechlich.

So fein wie freundlich reagiert sie etwa auf ein Video »Top 10 Reasons not to live in Germany« (»Zehn Gründe, nicht in Deutschland zu leben«), das ein anderer Youtuber gemacht hat. Dessen Ignoranz und sein rechter Geist (Flüchtlinge machen alles kaputt in Deutschland und morden sehr viel) sind so unterirdisch falsch, flach und mit Fantasiezahlen belegt, dass einem schnell die Hutschnur platzen könnte. Als der Youtuber das Video ironiefrei mit dem Wunsch »Be nice to each other« schließt, wiederholt sie den Satz nur noch einmal mit leicht fragender Betonung, um ihn elegant spöttisch zu widerlegen. Erst fassweise Gülle über den anderen ausschütten und dann wünschen, dass man nett zueinander sein möge – in solchen Momenten ist Felis Augenrollen unser aller Augenrollen.

Feli erklärt unermüdlich auch aktuelle politische Themen, wie etwa den doppelten Wahlgang des Friedrich Merz oder die deutschen Reisewarnungen vor den USA. Sie ist damit im Grunde als Freundin auch eine Botschafterin oder mindestens Mediatorin. Sie kennt beides und kann vermitteln. Freunde aber sind nichts für nebenbei, man muss schon auch Zeit mit ihnen verbringen wollen. So finden sich bei Feli zwar kurze Videoschnipsel zum Herumwischen (für uns handyfixierte Kurzvideozuschauer*innen). Um sie aber wirklich kennenzulernen, geht es in den Videos nicht unter einer halben Stunde, oft mehr als eine ganze. Das ist durchaus beruhigend im Meer der kurzatmigen Hater und falschen Freunde.

Man nimmt schnell auch ein wenig Anteil an ihrem Schicksal. Offenbar früh von den USA fasziniert, durch ein Austauschprogramm als Schülerin, aber vielleicht auch rückwirkend motiviert durch die vielen deutschen Aussiedler nach Ohio und deren Migrationsgeschichten, fängt sie drüben an zu studieren, gerät auch in Beziehungen, verschiebt ihren Lebensmittelpunkt. Vor wenigen Monaten ist sie eingebürgert worden, in diesen Zeiten fühlt sie sich sicherer damit, mit einem gültigen Pass Amerikanerin zu sein.

Um die deutsch-amerikanische Freundschaft ist es im Moment nicht gut bestellt, am wenigsten liegt das wohl an Feli. Ursprünglich wollte sie Amerikaner*innen Deutschland erklären, dann brachte ihr ein virales Video auch viele deutsche Zuschauer*innen, die sich über die USA wundern. Jetzt hat sie beide Gruppen als Publikum gewonnen. Als Wanderin zwischen den kulturellen Welten kann sie uns abholen und uns Dinge persönlich erklären, was nicht ohne Verantwortung geht, aber diese nimmt sie in einer unverwüstlichen Freundlichkeit an. Sie wirkt stets vertrauenswürdig und unbestechlich, nicht die schlechtesten Attribute, um auch noch die erste Million Abonnenten zu erreichen.

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