Was Hitze mit uns Menschen macht

Hohe Temperaturen belasten das Herz-Kreislauf-System und rauben den Schlaf

  • Larissa Schwedes
  • Lesedauer: 3 Min.
Öffentliche Trinkwasserangebote gehören nicht nur an heißen Tagen zur Daseinsvorsorge.
Öffentliche Trinkwasserangebote gehören nicht nur an heißen Tagen zur Daseinsvorsorge.

Die Hitze hat Deutschland in diesen Tagen fest im Griff. Bei fast 40 Grad, wie sie in dieser Woche etwa im Westen und Südwesten erwartet werden, ist Vorsicht geboten. Besonders für bestimmte Menschen können die Temperaturen lebensbedrohliche Folgen haben. Mit zunehmender Erderwärmung werden solche Hitzewellen häufiger und intensiver.

Hitze bedeutet für den menschlichen Körper Schwerstarbeit. Der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten, denn dann arbeiten die meisten Zellen, Proteine und das Immunsystem optimal. Bei extremen Schwankungen sind solche Prozesse gestört. Steigt die menschliche Körpertemperatur über 42 Grad oder sinkt sie unter 32 Grad, kann das tödlich sein.

Eine Faustregel heißt: Gefährlich wird es, wenn der Körper unter bestimmten Bedingungen mehr Wärme aufnimmt, als er wieder abgeben kann. Denn dann gerät die Körpertemperatur außer Kontrolle und steigt rasch an. Diese Grenze ist sehr individuell und hängt mit Lebensalter, Gesundheitszustand, Aktivität und Gewöhnung zusammen. Bei über 30 Grad hat der Körper vieler Mitteleuropäer deutlich mehr Stress, sich selbst wieder zu kühlen, als bei niedrigeren
Temperaturen.

Das Herz-Kreislauf-System ist bei Hitze stark belastet. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders vorsichtig sein. Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur und es gibt weniger Schweißdrüsen.

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Da ältere Menschen außerdem seltener Durst verspüren, besteht die Gefahr, dass sie austrocknen. Schon ein bis zwei Prozent zu wenig Wasser im Körper kann nach Angaben des Malteser-Hilfsdienstes zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel führen. Auch bei Babys und Kleinkindern ist Flüssigkeitsmangel ein Risiko und die Schweißproduktion geringer.

Gerät die Schwitz-Kapazität des Körpers an Grenzen, kommt es zum Wärmestau: Die Körpertemperatur steigt schnell – oft innerhalb von 10 bis 15 Minuten – auf über 40 Grad oder mehr. In der Folge schwillt das Gehirn, an und es kommt zu Kopfweh, Bewusstseinsveränderungen oder Bewusstlosigkeit – ein Fall für den Rettungsdienst.

Bei einem Hitzekollaps wiederum kommt es zu einem Abfall des Blutdrucks. Die Folge ist eine verminderte Gehirndurchblutung, die von einem Schwächegefühl über Übelkeit und Schwindel bis zur Bewusstlosigkeit führen kann. Auch das ist ein Notfall.

Laut Deutscher Gesellschaft für Neurologie erhöht Hitze auch das Risiko für neurologische Erkrankungen. Eine im »European Heart Journal« veröffentlichte Studie deutscher Neurologen kommt zu dem Schluss, dass aufgrund zunehmender nächtlicher Hitze das Schlaganfallrisiko signifikant gestiegen ist. In den Jahren 2023 und 2024 sind nach Schätzung des Umweltbundesamtes und des Robert-Koch-Instituts mutmaßlich jeweils etwa 3000 Menschen hitzebedingt gestorben – vor allem Menschen über 75 Jahren mit Vorerkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. dpa/nd

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