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Locker bleiben
Markus Drescher zu Trumps Zoll-Ankündigung und Europas Stillhalten
US-Präsident Donald Trump tut, was er in seiner stark eingeschränkten Weltsicht für den erfolgversprechendsten Weg zum Sieg hält: unberechenbar bleiben und drohen. Mit der Ankündigung, ab 1. August einen Basiszoll von 30 Prozent auf Waren aus der EU – die nicht ohnehin schon mit Extrazöllen belegt sind wie Stahl- und Aluminium etwa – zu erheben, platzt er in die gerade laufenden Verhandlungen mit den Europäern hinein, offensichtlich mit dem Ziel, Angst und Schrecken zu verbreiten, womöglich Zwietracht zu sähen zwischen den EU-Staaten und zu seinen Gunsten an der Eskalationsschraube zu drehen. Alles nicht neu, weder im von Trump angezettelten Handelsstreit mit praktisch dem Rest der Welt noch in anderen von ihm forcierten Konflikten.
Dass die EU-Kommission trotz der Drohungen zunächst weiter bis zum Stichtag verhandeln will und sogar ihrerseits die beschlossene Gegenreaktion auf die bereits in Kraft getretenen US-Strafzölle erneut verschiebt, zeugt also im besten Fall von einem erfolgreichen Lernprozess: Was immer Trump tut, bloß nicht in Panik verfallen. Und: auf die eigenen Stärken setzen – verhandeln eben.
Bis zum 1. August ist es in Trump’scher Kehrtwendenzeitrechnung zudem noch eine Ewigkeit, die zumindest die Möglichkeit einer Verhandlungslösung bietet, die einer Eskalation durchaus vorzuziehen wäre. Mit Gegenmaßnahmen, die Trump signalisieren, dass Europa bei allem Verhandlungswillen beileibe kein Opfer ist, kann die EU noch früh genug reagieren. Vorbereitet sind sie, weitere wohl in Arbeit, und wirkungslos dürften sie angesichts der Marktmacht der EU auch nicht bleiben. Anders als Trump vielleicht glauben mag, ist sein Agieren nämlich nicht risikofrei. Bekommen seine Wähler, seine Unterstützer in der US-Wirtschaft und die Finanzmärkte die Auswirkungen zu spüren, sieht die Trump-Welt vielleicht schon wieder ganz anders aus.
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