Castortransporte durch NRW: Proteste angekündigt

Initiativen fordern Stopp des Vorhabens. Der Atommüll sollen mit Schwerlastern von Jülich nach Ahaus gebracht werden

  • Yuriko Wahl-Immel und Dorothea Hülsmeier
  • Lesedauer: 2 Min.
Castor-Behälter vom Typ THTR mit radioaktiven Abfällen aus deutschen Atomkraftwerken im Zwischenlager Ahaus: Bald könnten viele weitere aus Jülich hinzukommen.
Castor-Behälter vom Typ THTR mit radioaktiven Abfällen aus deutschen Atomkraftwerken im Zwischenlager Ahaus: Bald könnten viele weitere aus Jülich hinzukommen.

Anti-Atomkraft-Initiativen und die Umweltorganisation BUND haben sich im Fall möglicher neuer Atommülltransporte ins nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus mit einem Brandbrief an die Politik gewandt und zugleich weitere Proteste angekündigt. In dem Schreiben an Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD), Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) forderten sie dazu »Last-Minute-Gespräche« zwischen den Beteiligten in Bund und Land.

Die SPD-Opposition in NRW hatte vor einigen Tagen mitgeteilt, dass in Kürze Transportgenehmigungen für 152 Castoren aus Jülich sowie für weitere 38 mit hoch radioaktivem und hoch angereichertem Atommüll aus dem Forschungsreaktor Garching zu erwarten seien. Die SPD-Landtagsfraktion geht davon aus, dass das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) in Berlin die Genehmigung bis Mitte August erteilen wird. Die Vorbereitung der Transporte werde dann voraussichtlich noch sechs bis acht Wochen dauern. Sie würden möglicherweise die nächsten vier bis acht Jahre mitten durch NRW rollen, hatte Fraktionsvize Alexander Vogt gesagt.

Nach Ansicht der Bürgerinitiativen aus Jülich und dem Münsterland sowie des BUND NRW handelt es sich um »ein Mammutvorhaben von vier bis acht Jahren über marode Autobahnen ohne jeden Sinn«. Die Genehmigung des Lagers Ahaus laufe bereits 2036 aus, das Verfahren zur Neugenehmigung beginne erst 2028. Laut Initiative »Kein Atommüll in Ahaus« würden die Transporte somit in einer rechtlich völlig ungeklärten Situation stattfinden. Denn ob es eine neue Genehmigung gebe, sei völlig offen. Die Lagerhalle gehöre »zu den ältesten der Republik mit den dünnsten Wänden«. Bezüglich der Weiterlagerung der Brennelemente in Jülich hätten Bund und Land NRW nicht ernsthaft über nachhaltige Lösungen verhandelt. Solange die Endlagerfrage ungeklärt sei, dürfe nicht transportiert werden, fordern die Initiativen. Sie rufen zu Protesten auf: Am 31. August soll es einen »außerordentlichen Sonntagsspaziergang« am Zwischenlager Ahaus geben. Für den 4. Oktober ist eine Demonstration in der Innenstadt von Ahaus geplant.

In Jülich lagern rund 300 000 Brennelementekugeln in 152 Castor-Behältern. Das BASE hatte bereits vor wenigen Wochen mitgeteilt, dass die Transporte ab dem vierten Quartal dieses Jahres möglich seien. Das müssten aber die jeweiligen Länderbehörden entscheiden. Geplant seien Schwertransporte auf der Straße. dpa/nd

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