Das Drama lag wie ein Postulat in der Luft

Gerhart Hauptmanns »Weber« und das »Teifelslied« darin

  • Waltraut Engelberg
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Oft bin ich in meiner Kindheit den Weg gegangen, den die Peterswaldauer Weber im Juni 1844 empört und rebellierend nach Langenbielau einschlugen. Und meistens war jemand dabei, der aus der damaligen »Marseillaise der Weber«, dem »Blutgericht«, etwas rezitieren konnte. Das wirkte schon erschreckend, wenn man, bislang nur Kinderlieder gewöhnt, plötzlich bittere Töne vernahm wie: »Hier wird der Mensch langsam gequält, hier ist die Folterkammer, hier werden Seufzer viel gezählt als Zeugen von dem Jammer.« Nie fehlte die aggressivste Strophe, in der es hieß: »Ihr Schurken all, ihr Satansbrut, ihr höllischen Kujone/ ihr fresst der Armen Hab und Gut, und Fluch wird euch zum Lohne.« Davon erfuhr man nichts in der Schule in der braunen Zeit, wo es auch keinen Heinrich Heine mit einem Webergedicht gab und die »Lorelei« als Ballade eines unbekannten Dichters bezeichnet wurde. So ergab sich die groteske Situation, dass wir, die an den historisch b...


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