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In Wolfsburg nichts Neues für Union Berlin

Die Eisernen verlieren mal wieder in Niedersachsen und ihre Fans haben erneut Probleme mit der Polizei

  • Matthias Koch, Wolfsburg
  • Lesedauer: 4 Min.
Ilyas Ansah (u.) und Union Berlin bescherten dem VfL Wolfsburg am Samstag den ersten Bundesliga-Heimsieg seit elf Monaten.
Ilyas Ansah (u.) und Union Berlin bescherten dem VfL Wolfsburg am Samstag den ersten Bundesliga-Heimsieg seit elf Monaten.

Tom Rothe schlug nach dem Abpfiff die Hände vors Gesicht. Den Verteidiger des 1. FC Union nahm die 1:3-Niederlage beim VfL Wolfsburg genauso mit wie seine Mitspieler. Auch im siebten Anlauf in der Fußball-Bundesliga gab es bei den Niedersachsen keinen Union-Dreier. 

Für die Berliner setzte es binnen sieben Tagen den dritten schmerzlichen Dämpfer. Am Mittwoch hatte es gegen Bayern München eine ehrenvolle 2:3-Niederlage im Achtelfinale des DFB-Pokals gegeben. Zuvor musste Union gegen das damalige Schlusslicht aus Heidenheim eine frustrierende 1:2-Pleite hinnehmen.

Gegen die Bayern hatte Union wie schon beim 2:2 in der Bundesliga am 8. November groß aufgespielt. Gegen die vermeintlich Kleinen der Liga konnten die Köpenicker diese Top-Leistungen nun erneut nicht abrufen. Besonders bitter ist, dass Union mit Heidenheim und Wolfsburg zwei Mannschaften stark gemacht hat, die man in der Tabelle zwischenzeitlich bereits deutlich distanziert hatte.

Union nähert sich der Abstiegszone

Der Abstand auf Relegationsrang 16, auf dem die mit 2:1 gegen den SC Freiburg erneut siegreichen Heidenheimer liegen, beträgt nur noch vier Zähler. »Das ist die dritte Niederlage hintereinander, obwohl die Leistung gestimmt hat. Trotzdem nimmst du gar nichts mit. Dass uns das ärgert, ist klar«, sagte Trainer Steffen Baumgart. »Die Abstiegszone kommt näher. Das war aber zu erwarten, wenn du keine Spiele gewinnst. Wir müssen gucken, dass wir wieder zu Punkten kommen.«

Baumgart sprach davon, dass am kommenden Freitag dazu wieder die Möglichkeit bestünde. Dann ist RB Leipzig zu Gast im Stadion An der Alten Försterei. Der Tabellenzweite präsentiert sich aktuell in Topform, schoss Eintracht Frankfurt am Samstag mit 6:0 ab. Doch vielleicht kann Union gegen einen Großkopferten der Liga tatsächlich wieder besser aufspielen. Gegen die zuvor saisonübergreifend in 14 Bundesliga-Heimspielen in Folge sieglosen Wolfsburger klappte das im Prinzip erst als fast schon alles verloren war.

Gute Statistiken allein helfen nicht

Nach Gegentoren von Patrick Wimmer und Mohamed Amoura in der ersten Halbzeit sowie dem 3:0 von Lovro Majer in der 59. Minute lagen die Gäste fast schon hoffnungslos zurück. Erst mit dem Anschlusstreffer von Stanley Nsoki zum 3:1 in der 68. Minute, der anstelle von Innenverteidiger Diogo Leite erstmals in der Startelf stand, ging ein Ruck durch die Mannschaft.

Und wenn Leopold Querfeld in der 91. Minute nicht mit seinem Elfmeter an Torwart Kamil Grabara gescheitert wäre, hätte in der 14-minütigen Nachspielzeit vielleicht noch ein Unentschieden gewunken. »Ich finde, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben. Die drei Gegentore fielen jedoch zu einfach. Aber dann haben wir Druck gemacht und Charakter gezeigt«, meinte Frederik Rönnow.

Die Statistik bestätigt die Sicht des Union-Torhüters. Sie verzeichneten 11:0 Ecken, 19:4 Torschüsse sowie jeweils 55 Prozent gewonnener Zweikämpfe und Ballbesitz. Auch diese Werte können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Abstiegskampf in Köpenick längst verschärft hat.

Ein überzogen wirkender Polizeieinsatz

Für Teile der Union-Fans wurde die Auswärtsfahrt nach Wolfsburg sogar zu einem doppelt gebrauchten Tag. Einige Anhänger sahen sich vor dem Spiel mit einem überzogen wirkenden Polizeieinsatz konfrontiert. Über ein Jahr nach dem letzten Union-Spiel in Wolfsburg suchte die Polizei nach Anhängern, die am 23. November 2024 bei Auseinandersetzungen mit Ordnern und Beamten beteiligt gewesen sein sollen.

Das Polizeiaufgebot am Bahnhof und Stadion war massiv. Unmittelbar vor dem Gästeeingang zogen Polizisten in Kampfmontur wenige Personen aus einem Pulk von 150 Anhängern heraus. Vereinzelt gab es auch Widerstandshandlungen. Insgesamt blieben Ultras und normale Fans aber diszipliniert. Rund 45 Minuten dauerte der Vorgang. Auch Union-Manager Horst Heldt machte sich vor dem Spiel ein Bild von der Lage.

Auch die Beamten erwischen nicht ihren besten Tag

Die Wolfsburger Polizei vermeldete anschließend einen leicht verletzten Beamten und teilte zudem mit, dass drei Tatverdächtige vorläufig festgenommen wurden. Diese durften die Partie später aber auch im Stadion verfolgen.

Unions »Eiserne Hilfe« hingegen hatte in ihrer Meldung eine andere Sicht als die Polizei: »Das eindeutig eskalative Verhalten der Polizei führte aufseiten der Fans zu mehreren Verletzten, wovon mindestens zwei Personen medizinisch behandelt werden mussten.« Videoaufnahmen würden ein gewaltbereites Agieren der Polizeikräfte zeigen, verkündete die Fan-Hilfe in einem Statement.

Ihre Zaunfahnen nahmen die Ultras aus Protest danach nicht mit ins Stadion. Die Stimmung im Block war dann auch nicht so wie bei einem normalen Auswärtsspiel. Durch das Ergebnis wurde sie auch nach dem Abpfiff nicht mehr besser. 

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