Fidel Castros Versprechen
Die Rückkehr der Inhaftierten genießt hohe Priorität für Havanna
Richtig überrascht waren nur wenige: Fidel Castro ist erneut als Kandidat für die Parlamentswahlen im Januar vorgeschlagen worden. Obgleich der »Comandante en Jefe« seit dem 26. Juli 2006 nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen ist, hat er doch – bis auf die ersten zwei Monate nach seinen Operationen – vielfach per Video und mit etwa 60 Leitartikeln gezeigt, dass er noch da ist und auf dem besten Weg einer allerdings langwierigen Genesung.
Die vielen Kubaner, die das ND befragte, halten es fast alle für richtig (»wenn er tatsächlich fit sein sollte«), dass der Comandante wieder aus den Kulissen hervortritt. Nicht, dass sie mit Raúl Castros Regime unzufrieden gewesen wären – im Gegenteil! –, aber sie empfanden das 16-monatige Provisorium zunehmend als belastend.
Ein weiterer Grund für die eiserne Disziplin, mit der Fidel Castro sein »Wiederherstellungsprogramm« (Castro selbst) befolgt, ist, dass eine wichtige Mission, die er sich selbst auferlegt hat, noch ihrer Erfüllung harrt: »Volverán!« (Sie werden zurückkehren) hatte er vor sechs Jahren versprochen, als die Cuban Five in einem von Juristen aus aller Welt angefochtenen politischen Prozess zu hohen Strafen verurteilt worden waren.
Der FBI-Beamte philippinischer Herkunft Leandro Aragoncilla zum Beispiel, der im Team von US-Vizepräsident Dick Cheney angestellt war, hatte laut Gerichtsakten einer bis heute nicht näher genannten ausländischen Macht 733 Geheimdokumente des Weißen Hauses zugespielt. Er kam mit zehn Jahren Gefängnis davon.
Die Cuban Five, die in Miami für Havanna Material aus dem Umfeld der antikubanischen Terrororganisation zusammentrugen, ohne auch nur im entferntesten US-amerikanische Staatsgeheimnisse anzutasten, und denen nur nachgewiesen werden konnte, dass sie sich nicht als ausländische Agenten beim Justizministerium registrieren ließen, wurden jedoch mit insgesamt drei Mal lebenslänglich und 75 Jahren Haft bestraft. Zwar wurde der Berufung der Verteidigung inzwischen stattgegeben, doch das wurde von der Staatsanwaltschaft ihrerseits mit Berufung beantwortet.
Jetzt ist der Skandal in eine neue Phase getreten, denn den Feinden Kubas wurde im November eine Waffe aus der Hand genommen. Die UNO-Vollversammlung eliminierte mit 168 gegen sieben Stimmen den Posten des Sonderberichterstatters für Menschenrechte in Kuba wegen seines »politisierenden, selektiven und diskriminierenden Charakters«.
Zu der in letzter Zeit auf mehrere hundert angewachsenen Schar prominentester Fürsprecher einer Freilassung der fünf hat sich unlängst Lawrence Wilkerson gesellt. Er war 16 Jahre Adjutant von Colin Powell im Vereinigten Generalstab der Streitkräfte und später im Außenministerium. Wilkerson: »Es ist wirklich der Gipfel, Männer mit lebenslang zu bestrafen, die hierher kamen, um zu erkunden, wann ihr Land von Leuten, die auch die Gesetze der USA verletzen, angegriffen werden soll.« Trotzdem ist auf absehbare Zeit mit einer Niederschlagung des Urteils nicht zu rechnen.
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