Auf neuer Schanze Flüge bis 150 Meter

Anlage in Garmisch-Partenkirchen erlebt die Weltpremiere zur Vierschanzentournee

  • Kathrin Zeilmann
  • Lesedauer: 4 Min.

Nach einigen Schwierigkeiten ist die neue Skisprungschanze in Garmisch-Partenkirchen rechtzeitig fertig. Beim traditionellen Neujahrsspringen – der zweiten Station der diesjährigen Vierschanzentournee – werden die weltbesten Skispringer auf der aus insgesamt 655 Tonnen Stahl gebauten Konstruktion ins Tal segeln.

»Die Vorfreude ist auf jeden Fall groß. Schließlich ist die neue Schanze schön anzuschauen. Und ich hoffe jetzt natürlich auch, es ist schön, darauf zu springen«, sagte der Olympiavierte Michael Uhrmann (Rastbüchl).

An diesem Freitag wird die neue Anlage mit dem FIS-Continental-Cup, nach dem Weltcup die zweite Liga der Skispringer, eingeweiht. Der Garmisch-Partenkirchener Nachwuchsspringer Felix Schoft darf den ersten Sprung auf dem modernen Bakken wagen.

Flüge bis zu 150 Meter werden auf der Großschanze künftig möglich sein. Auf der einstigen Großen Olympiaschanze waren nur wesentlich kürzere Sprünge möglich. Der Schanzenrekord auf der im April gesprengten Anlage lag bei 129,5 Metern, aufgestellt vom Polen Adam Malysz.

»Natürlich ist man gespannt auf die neue Anlage«, sagte DSV- Springer Michael Neumayer (Berchtesgaden). Rudi Tusch, Sportlicher Leiter der Abteilung Skisprung im Deutschen Skiverband (DSV), hofft darauf, dass die bislang enttäuschenden deutschen Springer mit großer Motivation in Garmisch-Partenkirchen starten werden: »Die Anlage ist modern und sollte daher Motivation genug sein, hier das Optimum der individuellen Leistungsfähigkeit abrufen zu können.«

Die Große Olympiaschanze mit ihrer Stahlkonstruktion aus den 50er Jahren galt in Fachkreisen als veraltet. Ende 2007 war zudem die Zulassung durch den Ski-Weltverband FIS endgültig abgelaufen. Binnen eines Jahres wurde die alte Anlage gesprengt, ein neuer Schanzenturm errichtet und das umliegende Gelände mit Aufsprunghügel und Auslauf angepasst. Die ursprünglich auf rund zehn Millionen Euro taxierten Baukosten stiegen auf 14 Millionen. Für Irritationen sorgte jüngst der Rückzug des Finanzdienstleisters AWD, der als Sponsor auftreten sollte, aber wieder ausstieg.

Mit Hochdruck arbeiteten die Verantwortlichen am Neubau. Schließlich konnte das Neujahrs-springen der Vierschanzentournee schlecht verschoben werden. Heikel wurde das Aufrichten des zuvor am Boden zusammengebauten Schanzenturms Ende November. Wegen technischer Probleme musste bis tief in die Nacht hinein gearbeitet werden. Doch schließlich war »der größte Schritt gemacht«, wie es Projektleiter Markus Gehrle-Neff vom Bauamt Garmisch-Partenkirchen formulierte.

Elegant geschwungen und fast frei schwebend ragt der neue Schanzenturm nach oben. »Es ist ein neues Wahrzeichen entstanden«, meinte Ex-Springer Dieter Thoma. Ein Architektenteam aus München und Sonthofen zeichnete für Entwurf und Planung verantwortlich. dpa

Uhrmann kehrt zum Weltcup zurück

Ohne Martin Schmitt bestreiten die deutschen Skispringer die Generalprobe für die Vierschanzentournee. Der 29-Jährige wurde nach seinem auskurierten Magen-Darm-Infekt nicht für den Weltcup am Wochenende in Engelberg (Schweiz) nominiert und wird stattdessen am Freitag und Sonnabend beim Continental-Cup auf der neuen Schanze in Garmisch-Partenkirchen starten.

Zum Weltcup zurückkehren werden hingegen Michael Uhrmann (Rastbüchl) und Georg Späth (Oberstdorf), die in der Vorwoche ein Trainingslager in Lillehammer absolviert hatten. Bundestrainer Peter Rohwein nominierte zudem noch Michael Neumayer (Berchtesgaden), Stephan Hocke (Schmiedefeld) sowie die Youngster Severin Freund (Rastbüchl) und Eric Simon (Aue).

»Im Trainingslager hat sich etwas gerührt. Uhrmann und Späth springen öfter auf einem höheren Niveau«, sagte Peter Rohwein. Vor allem Uhrmann, dem nach neunmonatiger Verletzungspause noch die Konstanz fehlt, ist zuversichtlich. »Das Training in Norwegen hat mir viel gebracht. Ich bin auf jeden Fall stabiler geworden. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Ich will das in Engelberg beim letzten Weltcup vor der Vierschanzentournee auch zeigen«, erklärte Uhrmann. dpa/ND


56. Vierschanzentournee

Die deutsch-österreichische Vierschanzentournee, die in dieser Saison ihre 56. Auflage erlebt, ist nach Olympia und WM der prestigeträchtigste Wettbewerb im Skispringen.
1. Springen: 30. Dezember 2007 in Oberstdorf (Nachtspringen) auf der Schattenbergschanze
2. Springen: 1. Januar 2008 in Garmisch-Partenkirchen auf der Großen Olympiaschanze
3. Springen: 4. Januar 2008 in Innsbruck-Igls auf der Bergiselschanze
4. Springen: 6. Januar 2008 in Bischofshofen auf der Paul-Ausserleitner-Schanze.

Qualifikation findet jeweils am Vortag (29. und 31. Dezember, 3. und 5. Januar) statt.
Vorjahrssieger: Anders Jacobsen (Norwegen) vor Gregor Schlierenzauer (Österreich) und Simon Ammann (Schweiz). Bester Deutscher: Michael Uhrmann (Rastbüchl) als Neunter. ND
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