Der starke Sog der Migration

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

4,6 Millionen Afrikaner leben legal in der Europäischen Union (EU), zwischen sieben und acht Millionen illegal, schätzt die Industrieländerorganisation OECD. So richtig glücklich über die wachsende Migration von Afrika nach Europa ist man auf keiner Seite. In Ghana treffen sich derzeit Politiker der EU und der Afrikanischen Union (AU), um über Wege zu beraten, dem »Problem« der Migration Herr zu werden. Aus gutem Grund gehört Migration zu den »acht strategischen Sektoren der Partnerschaft«, die im Aktionsplan im Dezember 2007 auf dem gemeinsamen Gipfel in Lissabon festgelegt wurden.

Was bisher angedacht ist, wird den Sog der Migration kaum bremsen. Mehr Aufklärung über die Risiken der oft tödlich verlaufenden Überfahrten und ein wenig mehr legale Arbeitsmöglichkeiten.

Die Risiken sind bekannt und schrecken doch nicht ab: Zu existenziell sind die Jahr für Jahr wachsenden Überweisungen von legalen und illegalen Emigranten. Es gibt schlicht keine Alternative zu der familiären Strategie, die auf die Migration Einzelner setzt, um das Überleben der zu Hause bleibenden Angehörigen zu sichern. Dort nämlich sorgt unter anderem die EU durch ihre aggressive Agrarexport- und Fischereipolitik dafür, dass sich die Lebensbedingungen verschlechtern.

Aus Sicht des Südens ergibt sich unter dem Status quo die perverse Konsequenz, auf die Liberalisierung des globalen Arbeitsmarktes drängen zu müssen, um das Migrationspotenzial bestmöglich nutzen zu können. Damit würde aber der Anspruch auf eigenständige Entwicklung preisgegeben. Das ist inakzeptabel. Dem Süden bleibt als Alternative nur, für eine faire Welthandelsordnung zu streiten, die im Süden Perspektiven eröffnen würde. Ganz nebenbei würde damit der Zwang zur Migration entfallen.

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