Von Alstertal nach St. Pauli

CDU holt Stimmen vor allem bei den über 60-Jährigen / Linkspartei punktet bei den Arbeitslosen

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.
Wer über 60 Jahre alt ist, wählt CDU, Junge und Zugezogene machen ihr Kreuz bei der SPD, während die Linkspartei bei den Arbeitslosen Stimmen holt. Ganz so einfach ist es zwar nicht, aber die Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Parteien.

Im Wahlkreis Alstertal-Walddörfer ist die Welt für die CDU noch in Ordnung: Bei 77 Prozent Wahlbeteiligung gaben 53,3 Prozent der Wähler der CDU ihre Stimme, die SPD blieb weit unter 30 Prozent und die Linkspartei fuhr mit 3,4 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis unter allen 17 Wahlkreisen ein. Der im Nordosten der Hansestadt liegende, 118 000 Einwohner zählende Wahlkreis bietet alles, was ein schwarzes Herz höher schlagen lässt: den geringsten Ausländeranteil Hamburgs, die niedrigste Arbeitslosen- und Hartz-IV-Betroffenenquote sowie die niedrigste Kriminalitätsrate der Stadt.

Je näher die Wahlbezirke dagegen Richtung Mitte liegen, desto düsterer sieht es für die CDU aus: 33 Prozent der wählenden Stimmberechtigten gaben Ole von Beust und seiner Partei in Hamburg-Mitte ihre Stimme; mittendrin in St. Pauli waren es gar nur 15,3 Prozent. Gegenläufig der Trend bei SPD und Linkspartei: 41,2 Prozent bzw.15 Prozent in St. Pauli; im lediglich rund 1400 Einwohner zählenden, durch die Hafenanlagen geprägten Stadtteil Kleiner Grasbrook erreichte die Linkspartei mit 21,1 Prozent gar ihr Spitzenergebnis in der Hansestadt (Wahlbeteiligung: 36,1 Prozent).

In den zum Wahlkreis Alstertal-Walddörfer zählenden Stadtteilen wohnen besonders viele über 60-Jährige und diese Altersgruppe stellt nach wie vor das Rückgrat für die Hamburger CDU: Wie vor vier Jahren holt die Partei in dieser Altersgruppe 57 Prozent, in allen anderen Altersgruppen verliert sie deutlich und bleibt mit 34 bis 39 Prozent unter ihrem Landesergebnis. Umgekehrt schneidet die SPD bei den über 60-Jährigen mit 30 Prozent schwächer ab als in allen anderen Altersgruppen – bei den 18- bis 29-Jährigen erreicht sie mit 40 Prozent (plus 12 Prozentpunkte) ihr bestes Resultat. Gut schneiden die Sozialdemokraten auch bei den Neu-Hamburgern ab.

Ein Generationenproblem haben auch die Grünen; sie konnten diesmal laut Infratest dimap weniger Jungwähler als die Jahre zuvor mobilisieren. Die Linkspartei erzielt hingegen bei arbeitslosen Wählern mit 21 Prozent ihr bestes Ergebnis.

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