Die Angst, der gute Lehrer
Vertrauen und Gewalt. Jan Philipp Reemtsma (Foto: dpa) nennt beides in seinem neuen Buch eine »besondere Konstellation«. Überfüllte Auditorien, wo immer er dieses Werk präsentierte, das zu den Kandidaten des Preises der Leipziger Buchmesse gehörte. Ein leiser, tief im Bedenken ruhender Mensch gab da Auskunft. Das Erschütternde spricht er mit der Ruhe des überzeugten Skeptikers aus, der schon in der Suche nach eindeutigen Begründungen für historisches Grauen eine Ursache sieht, den wahren Gründen auszuweichen.
Sich den Menschen gewaltfern und gewaltfrei vorzustellen, hält der Soziologe und Literaturwissenschaftler für einen verhängnisvollen Irrtum: Schopenhauers Satz, der Mensch sei fähig, einen anderen zu töten, um sich mit dessen Fett die Füße zu schmieren, wird dem Essayisten zum Ausgangspunkt für seine erfahrungsbelegte Aussage, Gewalt sei keine Abirrung des menschlichen Wesens. Das moderne Massenverbrechen ist kein Phänomen von ges...
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