Südöstlich von Berlin

Um Geschichten aus dem Dahmeland und dem Schenkenländchen zu erzählen haben sich Ortschronisten und Heimatautoren zusammengetan. Sie berichten von Städten und Dörfern, von berühmten und kaum bekannten Menschen, von Handwerk und Industrie. Sie erzählen Sagen, Legenden und Anekdoten.

Es ist ein buntes Sammelsurium. Auch stilistisch gibt es erhebliche Unterschiede. Mal ist die Sprache solide sachlich, mal blumig, mal holpert es. Aber sogar auch jene Kapitel, wo es sprachlich ein bisschen hapert, sind lesenswert. Im Vordergrund steht ohnehin immer, etwas zu erzählen, was viele nicht wissen.

Der Kapp-Putsch von 1920 gehört zur Allgemeinbildung. Doch wie wehrten sich die Arbeiter in Schenkendorf gegen die Putschisten? Generalleutnant von Yorck unterschrieb 1812 die Konvention von Tauroggen und leitete damit den Wechsel Preußens von der Seite Napoleons zu dessen Gegnern ein. Aber wie befehligte Yorck ab 1799 das Jägerregiment zu Fuß in Mittenwalde?

Derlei Fragen beantwortet das Büchlein zu Hauf. Theodor Fontane schrieb seinen Roman »Irrungen, Wirrungen« im Zeuthener Gasthof »Hankels Ablage« zu Ende, und der Boxer Max Schmeling gab nach einer Autopanne in Senzig begeisterten Jungen Autogramme, bis seine Mutter mit ihrem Auto aus Bad Saarow kam und ihn holte.

Von der Braunkohlengrube in Schenkendorf ist die Rede, vom Kalksandsteinwerk in Niederlehme, vom Lokomotivbau in Wildau, vom Trabergestüt in Prieros und vom Radsportas Paul Dinter. Wenig gibt es an dem Buch zu kritisieren, vielleicht eine Formulierung: Tausende SS-Leute, Wehrmachtssoldaten und Zivilisten seien durch einen Ausbruch aus dem Kessel von Halbe dem sicheren Tod entkommen, heißt es an einer Stelle. Sich den sowjetischen Truppen zu ergeben, wäre einiges klüger gewesen.

Heinz Borchert (Hrsg.): »Geschichten aus dem Märkischen – Dahmeland und Schenkenländchen«, Sutton Verlag, 127 Seiten (brosch.), 16,90 Euro, ND-Buchbestellservice, Tel.: (030) 28 78 17 77

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