»Methoden wie zur Zeit des Frühkapitalismus«

Sicherheitsfirma Securitas kommt der Gründung eines Betriebsrates durch Kündigungen zuvor

Vor der Betriebsratswahl in der Frankfurter Niederlassung der Sicherheitsfirma Securitas wurde fünf Mitgliedern des Wahlvorstandes gekündigt. Securitas spricht von leistungsbedingten Kürzungen. Ver.di sieht darin ein vorsätzliches Verhindern der Wahl und kritisiert den Konzern scharf.

Die Organisierung abhängig Beschäftigter in einem Betriebsrat wird von manchen Konzernspitzen als eine Frechheit angesehen. Die Lebensmitteldiscounter Lidl, Aldi und Schlecker versuchten in der Vergangenheit vehement, die Gründung von Betriebsräten zu unterbinden. Die Firma Securitas, international größter Sicherheitsdienstleister mit 14 000 Mitarbeitern in der Bundesrepublik und rund 200 000 weltweit, lässt sich nahtlos in die Reihe betriebsratsfeindlicher Konzerne einordnen.

In der Frankfurter Niederlassung der Securitas Flugverkehr Services GmbH, in der etwa 600 Arbeitnehmer beschäftigt sind, stand nach sechsmonatiger Vorbereitung die Einsetzung eines Wahlvorstandes kurz bevor. Der Vorstand ist nach dem Betriebsverfassungsgesetz für eine Betriebsratswahl zwingend notwendig; ihm obliegt die Leitung und Durchführung der Wahl. Fünf Tage vor dem angesetzten Termin wurde ab dem 19. März fünf von sieben Wahlvorstandsmitgliedern fristlos gekündigt. Die Begründung ist einfach: Die Mitarbeiter wurden leistungsbedingt entlassen, heißt es von Konzernseite.

»Diese Begründung ist vorgeschoben«, meint Gerhard König, ver.di-Landesfachbereichsleiter in Hessen, auf ND-Anfrage. »Für mich ist klar, dass die Kündigungen die Betreibratswahl verhindern soll«, so König weiter. Volker Koehnen von der ver.di-Presse- stelle in Frankfurt erkennt in diesem Vorgang einen Angriff auf elementare Rechte der bei Securitas Aviation Beschäftigten. Für ihn, wie auch für König, bediene sich der Sicherheitskonzern »Methoden wie zur Zeit des Frühkapitalismus«. Im Gespräch mit ND erklärte ein von den Kündigungen Betroffener, im Konzern herrschten ein »negatives Arbeitsklima« und »schlechte Arbeitsbedingungen«. Man habe ohne angemessene Arbeitskleidung bei Minustemperaturen außerhalb des Flughafengebäudes arbeiten müssen und sei »respektlos« vom Frankfurter Management behandelt worden. Trotz allem möchte er in seine alte Position zurückkehren – dann aber in einem »respektvollem Umgang« durch das Personalmanagement.

Die Gründung eines Betriebsrates ist bei Securitas nicht grundsätzlich ausgeschlossen. In anderen Firmenniederlassungen existieren bereits Betriebsräte. Nur den Beschäftigten am Frankfurter Flughafen wird eine Gründung vorenthalten. Offensichtlich gelten für die Frankfurter Kollegen andere Regeln als für Arbeitnehmer auf anderen Flughäfen, meint König. Zurückzuführen sei das möglicherweise auf die firmeneigene Vergangenheit. Vor zwei Jahren übernahm die Securitas in Frankfurt das Geschäft der Renful Flugverkehr Services GmbH, wechselte aber nicht das Management. Renful verheimlichte nie seine Abneigung gegenüber betrieblicher Organisierung. Das scheint sich nun fortzuführen.

Ver.di Hessen reicht für die zum Teil langjährig Beschäftigten nun Kündigungsklage vor dem Arbeitsgericht Frankfurt ein. Eine Klage wegen der Behinderung einer Betriebsratswahl sei nach Auffassung von König ebenfalls möglich. Außerdem seien Solidaritätsaktionen in Vorbereitung.

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