»Beim Rennsteiglauf kommt es allein auf dich selbst an«

ND-Gespräch mit Christoph Seele, Nachfahre von Johann Christoph Friedrich GutsMuths, unlängst zu Gast beim GutsMuths-Rennsteiglaufverein

  • Lesedauer: 3 Min.
Der GutsMuths-Rennsteiglaufverein in Schmiedefeld, der am 17. Mai zum 36. Mal den GutsMuhts-Rennsteiglauf veranstaltet, hatte unlängst ungewöhnlichen Besuch: Zu Gast war Christoph Seele (Foto: Gerd Dolge), Nachfahre von Johann Christoph Friedrich GutsMuths. Der 44-jährige Dresdner – geboren in Radebeul »gleich neben dem Karl-May-Haus«, wie er erzählt – ist studierter Theologen und persönlicher Referent des Landesbischofs von Sachsen. Im Rennsteiglauf-Zielort Schmiedefeld sprach ND mit dem Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel.

ND: Herr Seele, als Urenkel von GutsMuths ist Ihnen das Laufen, Joggen, also die Arbeit zu Ihres Körpers Wohl und Bildung, vermutlich in die Wiege gelegt worden oder etwa nicht?
Seele: Ganz so einfach war es nicht. Aber ich erinnere mich noch an eine lange Radtour mit meinem Vater durch Thüringen von Bad Kösen bis Eisenach, die gleichzeitig eine Bildungstour war. Da haben wir auch Schnepfenthal besucht, wo mein Urahne in der Salzmannschen Erziehungsanstalt gewirkt hat. Johann Christoph Friedrich GutsMuths ist übrigens genauso genommen mein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater.

Welche GutsMuths-Linie hat sich da fortgesetzt?
Eine weibliche. In unserem Wohnzimmer hängt ein Bild von Rosamunde GutsMuths, der Tochter von Johann Christoph Friedrich. Meine Familie verfügt da über eine ziemlich genaue Gene-alogie. Die wird durch eine Ahnentafel glaubhaft bestätigt. Die männliche Linie der GutsMuths ist ausgestorben. Die Familie wurde durch die weibliche Linie fortgesetzt.

Seit wann sind Sie ganz im Sinne Ihres Vorfahren Rennsteigläufer oder wenigstens Läufer?
Eigentlich bin ich Walker, kein Läufer oder Jogger. Damit habe ich vor ungefähr vier, fünf Jahren begonnen. Joggen tue ich nur kurze Strecken so bis zehn Kilometer als Frühsport. Laufen als intensive Sportart habe ich so nie betrieben. Gelaufen bin ich höchstens als Konditionstraining, denn als Dresdner geht man Klettern. Ich bin von Hause aus Bergsteiger.

Laufen gehört bei aber inzwischen dazu?
Natürlich, eine Stunde Laufen, da wird der Kopf wieder frei. Die besten Ideen kommen mir beim Laufen entlang der Elbe. Ich wohne direkt am Elbradweg, da läuft es sich herrlich. Mehrheitlich betreibe ich jetzt aber Nordic Walking. Das sah ich mal in einem Park. Ich habe es danach selbst probiert und bin dabei geblieben.

Wann haben Sie zum ersten Mal an einem GutsMuths-Rennsteiglauf teilgenommen?
Das war vor vier oder fünf Jahren. Da bin ich in Neuhaus die 20-Kilometer-Strecke gewandert. Ich sah ganz am Schluss Nordic-Walking-Wanderer. Das habe ich dann auch mal ausprobiert. 2006 absolvierte ich die 20-Kilometer-Runde in Neuhaus im Nordic-Walking-Stil. 2007 bin ich von Schnepfenthal nach Oberhof gewalked. Diesmal möchte ich die Marathonstrecke von Neuhaus nach Schmiedefeld als Nordic Walker absolvieren.

Was macht die ganz eigene Atmosphäre des Rennsteiglaufs aus?
Beeindruckt war ich immer von der Atmosphäre am Start und im Ziel. Ich kann nur den Hut ziehen vor den Organisatoren. 14 000 Leute im Zielort wollen begrüßt, geleitet und natürlich versorgt werden. Alles klappt – das ist faszinierend. Zudem fasziniert mich am Sport generell, dass dort alle gleich sind. Beim Sport kommt es rein auf die physische Leistungsfähigkeit an. Im Trikot und mit einer Startnummer auf der Brust wie beim Rennsteiglauf kommt es allein auf dich selbst an und nicht darauf, wer du sonst im Leben bist. Und das demonstrieren die Rennsteigläufer jedes Mal auf beeindruckende Weise.

Was sind Ihre nächsten Rennsteiglauf-Pläne?
Jetzt will ich erst einmal die Marathonstrecke erfolgreich absolvieren. Den GutsMuths-Rennsteiglauf 2009 gehe ich vielleicht gemeinsam mit einer Frau an.

Gespräch: Gerd Dolge

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