Aromatische Heilerin
Das Zitronenstrauchkraut ist schmackhaft und vielseitig verwendbar
Das haben die Forscher von Anoxymer, einer Firma, die »Functional Food« (Lebensmittel mit Zusatzfunktion für die Gesundheit) herstellt, herausgefunden: Der Gesamtextrakt aus der Zitronenverbene hilft bei leichten Kniegelenksarthrosen. Das Unternehmen macht keine Heilversprechen, stellt aber zumindest eine Verbesserung der Mobilität in Aussicht. Im Anfangsstadium einer Arthrose könne Zitronenverbene die Gelenke weniger steif werden lassen und Beschwerden beim Gehen mindern. Gelenkschonende Bewegung wie Radfahren und Schwimmen, welche dann wieder besser möglich ist, führt zudem zu mehr Produktion von Gelenkschmiere.
Der Fokus auf Zitronenverbene ist dabei relativ neu, denn bisher wurde angenommen, dass nur die aus dem südeuropäischen Raum stammende nahe Verwandte Verbena officinalis (echtes Eisenkraut oder Taubenkraut) heilsame Wirkungen entfaltet. Tatsächlich enthält echtes Eisenkraut mehr Bitterstoffe. Die echte in Südamerika beheimatete Verbene (Lippia triphylla) – auch Zitronenstrauchkraut genannt – ist dagegen aromatischer und enthält mehr Terpene und Terpenole. Dazu gehören die in Zitrusfrüchten aromabestimmende Substanz Limonen, das antiviral wirkende Geranial, das auch in Zitronenmelisse vorkommt, weiterhin Cineol, ein wichtiger Inhaltsstoff in Lavendel. Weiter enthalten beide Gattungen antioxidativ wirkende Flavonoide.
Der Zitronenverbene werden Effekte gegen Stress bzw. eine leicht beruhigende Wirkung auf Magen und Psyche zugesprochen. Außerdem soll sie den Blutdruck stabilisieren. Japanische Forscher haben zudem festgestellt, dass Zitronenverbene hilft, den Verursacher von Magengeschwüren, das Helicobacter-Bakterium, in Schach zu halten. Ein Tee von Eisenkraut dagegen wird zum Gurgeln bei Halsschmerzen und zum Spülen bei Zahnfleischentzündungen empfohlen. Seine basischen und antibakteriellen Eigenschaften machen ihn bei der unterstützenden Behandlung von Nierensteinen interessant. Die antibakterielle Wirkung wird dem enthaltenen Verbascosid, einem Kaffeesäurederivat, zugeschrieben. Der ganze Extrakt wirkt wiederum antiviral, z. B. gegen Grippe-Viren. Eine schleimlösende, entzündungshemmende Wirkung besitzen Iridoid-Glykoside wie das Verbenalin. Auf diesen Effekt ist bereits die Pharmazeutische Industrie aufmerksam geworden und stellt Dragees gegen Atembeschwerden her, deren Bestandteil u.a. Eisenkraut ist.
Schwangere sollten beide Kräuter (Eisenkraut und Zitronenverbene) nur mit Vorsicht und in sehr geringer Dosierung anwenden. Vor allem die hohen Konzentrationen in Functional Food, Nahrungsergänzungsmitteln bzw. Medikamenten können Kontraktionen der Uterusmuskulatur hervorrufen und so vorzeitige Wehen auslösen. Die praktische Wirksamkeit des Eisenkrauts als Wehenmittel ist allerdings noch nicht genügend erforscht. In Frankreich ist Zitronenverbene, auch unter dem Namen Aloysie bekannt, seit ca. 100 Jahren ein Nationalgetränk. Es wird nach dem Mittagessen sowie als Haustee für alle Gelegenheiten gereicht: von der getrockneten »Verveine citronelle« einen gehäuften Esslöffel mit einem Viertel Liter kochendem Wasser übergießen und zugedeckt (damit die ätherischen Öle nicht entweichen) 10 Minuten ziehen lassen. Auch zum Würzen von Geflügel und Fisch, zum Aromatisieren von Süßspeisen und Obstsalaten bietet sich das Kraut an.
Nach den letzten Frühlingsfrösten setzt man die nicht winterharte Verbene im Mai vorzugsweise als Kübelpflanze nach draußen. Bei einer Temperatur von vier Grad Celsius lässt sie sich an einem hellen Standort gut überwintern.
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