Sinneswandel

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Die deutschen Kolumnisten überschlugen sich förmlich vor Begeisterung. So war in der »Frankfurter Rundschau« gar vom »mitfühlenden Präsidenten« Horst Köhler die Rede. Dabei hatte sich das Staatsoberhaupt nur ein paar unverbindliche Formulierungen entlocken lassen. Die Finanzmärkte seien Monster und bedürften der Regulierung – viel mehr hatte Horst Köhler dem Magazin »Stern« nicht zu sagen.

Der angeblich so beliebte Präsident ist ein wunderbares Beispiel für das kurze Gedächtnis unserer Mediendemokratie. Nur Wenige scheinen sich noch an einen IWF-Direktor gleichen Namens zu erinnern, der angesichts der Finanzmarktkrise im Jahre 2001 meinte, er rate nicht dazu, »in übertriebenen Regulierungen Zuflucht zu suchen«.

Wie kam es zu dem Sinneswandel? Einst als neoliberaler Vorbote einer kommenden schwarz-gelben Bundesregierung ins Amt gewählt, musste sich auch das CDU-Mitglied Horst Köhler den politischen Rahmenbedingungen anpassen. Der neoliberale Flügel der Christdemokraten hat sich vom enttäuschenden Wahlausgang 2005 noch nicht erholt und die Deutschen misstrauen dem entfesselten Raubtierkapitalismus – mehr denn je. Diesen Ressentiments hat sich auch ein Staatsoberhaupt zu fügen, wenn es denn wiedergewählt werden will. Auch angesichts einer möglichen SPD-Gegenkandidatin Gesine Schwan muss Horst Köhler sein politisches Profil schärfen. Ein bisschen Polemik schadet da sicher nicht.

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