Abenteuer »Bärenmark«

Die doppelte Währungsreform in Berlin vor 60 Jahren – Wie der »Schwindelkurs« entstand

  • Jörg Roesler
  • Lesedauer: ca. 8.5 Min.

»60 Jahre Soziale Marktwirtschaft« war der Festakt der Bundesregierung gestern in Berlin zur Einführung der D-Mark im Juni 1948 überschrieben. Mit dieser war damals ein Markstein auf dem Weg der Spaltung Deutschlands gesetzt worden, die Westmächte kündigten de facto der UdSSR die gemeinsame Verwaltung des besetzten Landes auf. Dies fehlte in der gestrigen Rede der Bundeskanzlerin, die dahingegen wiederholt den »Wirtschaftswunder«-Vater Ludwig Erhard pries. Zudem hat gestern die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft der »Spaltermark« einen Meilenstein aufgestellt – vor das Bundesministerium für Wirtschaft. Fern ideologischer Verklärung oder politischer Instrumentalisierung ruft unser Autor, Professor für Wirtschaftsgeschichte, die historischen Ereignisse in Berlin, einem besonders sensiblen Ort in der Zeit des beginnenden Kalten Krieges, in Erinnerung. Aus seiner Feder ist seit kurzem auf dem Buchmarkt: »Die Wiederaufbaulüge der Bundesrepublik. Oder: Wie sich die Neoliberalen ihre ›Argumente‹ produzieren« (Karl Dietz, 111 S., 9,90 EUR).

In der dritten Junidekade 1948 war in der Berliner Presse, bezogen auf Geschehnisse in der Viersektorenstadt, wiederholt vom »Währungskuddelmuddel« die Rede (Neues Deutschland), von »Geldwirrwarr« (Neue Zeit), auch von »Währungschaos« und sogar von »Währungskrieg« (Der Telegraf). Was war geschehen?

Am Abend des 18. Juni 1948 hatten die drei westalliierten Militärgouverneure für ihre Zonen eine Währungsreform verkündet und die Sowjetische Militäradministration (SMAD) damit vor vollendete Tatsachen gestellt. Die würde rasch handeln müssen, denn, so vermutete der Westberliner »Telegraf«, es mögen »immerhin einige Milliarden Reichsmark, die das Licht der Umtauschämter und Finanzstellen scheuen, den Weg nach Osten suchen«. Was aber würde unter diesen Umständen aus Berlin werden?

Protestnoten der Alliierten

Dass die Westalliierten ihre Sektoren Berlins vom Geldumtausch, der in den Westzonen am 20. Juni begann, ausschlossen, half den Berliner...


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