»Kellerkind« von Amstetten erwacht

19-Jährige lebt nach Koma wieder bei Familie

  • Lesedauer: 2 Min.

Die im April lebensgefährlich erkrankte 19-jährige Tochter des Inzesttäters Josef Fritzl ist aus dem künstlichen Koma erwacht und lebt wieder bei ihrer Familie. Sie habe so große Fortschritte gemacht, dass sie am Sonntag von der Intensivstation zu ihrer im Landesklinikum Amstetten lebenden Mutter und ihren Geschwistern gebracht werden konnte, sagte jetzt der behandelnde Arzt Albert Reiter. Es sei für ihn ein ganz besonderer Moment gewesen, als er mit der jungen Frau im Arm die Schwelle zu der Wohnung überschreiten konnte, so Reiter.

Die 19-jährige Kerstin war gemeinsam mit der 42-jährigen Mutter Elisabeth und zwei Geschwistern in einem Kellerverlies gefangen gehalten worden. Mitte April kam sie bleich und kaum ansprechbar ins Krankenhaus. Dadurch wurden die Behörden auf das Inzest-Drama aufmerksam. Kerstin litt unter dem Versagen mehrerer lebenswichtiger Organe. »Ihr Leben hing am seidenen Faden«, sagte Reiter.

Der Gesundheitszustand von Kerstin Fritzl hatte sich nach Angaben der Ärzte im Mai deutlich verbessert, so dass sie langsam aus dem künstlichen Koma geholt werden konnte. Die Mutter habe in den vergangenen Wochen häufig bei ihr am Bett gesessen und sie motiviert, bei ihrer Heilung mitzuhelfen. Am 1. Juni sei dann die Kanüle zur künstlichen Beatmung entfernt worden.

Die junge Frau kann nach Angaben der Ärzte gut lesen, schreiben, sich mit anderen Menschen unterhalten und habe viele Wünsche geäußert. So möchte sie eine Schiffsreise machen und ein Robbie-Williams-Konzert besuchen.

Seit Sonntag lebt die 19-Jährige mit dem Rest ihrer Familie in einer Wohnung auf dem Klinikgelände. Sie braucht, so die Ärzte, zwar weitere Behandlung, kann aber am Familienleben teilnehmen. »Es ist für alle ein Wunder, dass Kerstin so schnell im Kreise ihrer Familie sein konnte«, so der Rechtsanwalt der Familie, Christoph Herbst. Die Familie sei in stabilem Zustand, beide Teile unterschieden sich aber durch ihr Lebenstempo, so der ärztliche Direktor der Klinik, Berthold Kepplinger. dpa/ND

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