»Die öffentlichen Dienste sind mehr wert«

1500 protestierten vor der SPD-Zentrale in Wedding / Weitere Streiks angekündigt

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 2 Min.
Beschäftigte des öffentlichen Dienstes gingen erneut für ihre Lohnforderungen auf die Straße.
Beschäftigte des öffentlichen Dienstes gingen erneut für ihre Lohnforderungen auf die Straße.

Lautstark machten die Demonstranten ihrem Ärger Luft. Rund 1500 streikende Erzieherinnen und Erzieher zogen gestern vom Rathaus Wedding vor die nur einige hundert Meter entfernt gelegene SPD-Zentrale in der Müllerstraße, um dort ihre auf Postkarten formulierte Forderung zu übergeben: »Gerechter Lohn statt Almosen«. Im ganztägigen Ausstand waren weiterhin auch Mitarbeiter von Bürger- und Ordnungsämtern, Bußgeldstellen, der Verkehrsüberwachung sowie der Werkstätten von Polizei und Feuerwehr.

Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Anne-Marie Seggelke, rief den Sozialdemokraten in Erinnerung: »Es gab einmal eine SPD, die sich als Partei der sozialen Gerechtigkeit und als Interessenvertreterin der Menschen mit niedrigem Einkommen verstand. Davon scheint zumindest die Spitze der Berliner SPD meilenweit entfernt zu sein. Wir sind gespannt, ob wir aus der Berliner SPD-Zentrale ein Signal hören, das an die alte Tradition anknüpft.« Im Schuljahr 2008/09 müssten 450 Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden, um nur einige von Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) versprochene pädagogische Verbesserungen umsetzen zu können.

Die Gewerkschaften ver.di, GEW, Gewerkschaft der Polizei (GdP) und IG Bau wollen für die rund 50 000 Arbeiter und Angestellten im Landesdienst 2,9 Prozent mehr Gehalt sowie dreimal 300 Euro. Das Land bietet bisher aber nur zweimal 225 Euro an. Auf Flugblättern hieß es: »Die öffentlichen Dienste sind mehr wert als das, was uns der Senat zukommen lässt«.

Der SPD-Landesvorsitzende Michael Müller warf den Gewerkschaften vor, keine Verhandlungslinie erkennen zu lassen. »Bisher haben sie sich in Forderungen verrannt, die der Senat nicht akzeptieren kann«, sagte Müller. Dazu ver.di-Sprecher Andreas Splanemann: »Michael Müller sitzt nicht mit am Verhandlungstisch. Für uns ist Innensenator Ehrhart Körting maßgebend.«

Am kommenden Mittwoch und Donnerstag wollen Erzieher und Verwaltungsangestellte in den nördlichen Bezirken streiken. Am 21. Juni ist zudem eine Demonstration beim Landesparteitag der SPD vor dem Congress-Centrum am Alexanderplatz geplant.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal