Ein Terror-Video fast wie auf Bestellung

Eric Breininger hat mal wieder eine Botschaft geschickt

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Eric Breininger (21), einer der meistgesuchten Deutschen, Mitglied der Terrororganisation Islamische Dschihad-Union, plant keinen Anschlag gegen Deutschland. Das hat er auch noch per Video vermeldet.

Das knapp sechsminütige Video wurde Dienstag auf der Homepage der höchst dubiosen Islamischen Dschihad-Union veröffentlicht. Darin droht der »Saar-Terrorist«, er und seine Gefährten würden so lange »Krieg gegen die Besatzer führen«, bis diese Länder »befreit« seien. Sie hätten zudem jedem Land »den Krieg erklärt«, das ein militärischer Alliierter der USA sei.

Das klingt zwar martialisch, doch nicht so besorgniserregend. Zumal es dann hieß: »Ich befinde mich in Afghanistan und plane persönlich keinen Anschlag auf die Bundesrepublik Deutschland.«

Unlängst noch hatten die deutschen Sicherheitsorgane Großalarm ausgelöst. Breininger, so hieß es, sei gemeinsam mit Houssain al-Malla unterwegs nach Deutschland, um einen Anschlag zu verüben. Wie zu Hochzeiten der RAF klebten auf Bahnhöfen und Flugplätzen Fahndungsblätter. Das Bundeskriminalamt (BKA) stellte umgehend eine Sonderkommission »Reise« zusammen. Die ging 360 Hinweisen nach, überprüfte alle 190er-Mercedes-Diesel aus Neuss. In so einem hatte man Breininger und Kumpane angeblich in Serbien gesehen. Verbindungsbeamte des BKA wurden ebenso in Bewegung gesetzt wie V-Leute, die die einschlägige Szene ausforschen sollten. Auch Gerüchte, wonach der mutmaßliche Terrorist am Rhein-Main-Airport in Frankfurt gesehen worden sei, erwiesen sich als haltlos. Dennoch verursachte die Aktion einen riesigen Medienwirbel. Deutschland schien mal wieder extrem gefährdet.

Das Resultat der Fahndung war gleich Null. Mal abgesehen von der immer richtigen Aussage, man habe den Druck auf die Szene erhöht. Durchaus denkbar, dass dies der wahre Hintergrund der Breininger-Hatz war. Zu lange schon war es zu still um die Terrorgemeinschaft in Deutschland. Alle Hinweise haben sich nicht als stichhaltig erwiesen und da die »anschlagsrelevante Zeit« um den Tag der deutschen Einheit und das Ende des Ramadan auch attentatslos geblieben ist, löste man die »Reise« in aller Stille wieder auf. Auch in den Landeskriminalämtern, die in die Jagd auf das Phantom Breininger eingebunden waren, schraubte man die wegen der Gefährdungslage ergriffenen Maßnahmen auf ein Normalmaß zurück.

Dass nun dieses Video aufgetaucht ist, muss den obersten Terrorjägern in Schäubles Innenministerium gerade zur rechten Zeit gekommen sein. Erstens rechtfertigt es das Ende der verstärkten Breininger-Fahndung. Zweitens aber zeigt es: Die Gefahr terroristischer Anschläge ist weiter hoch.

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