Feinschliff bei Wellness und Eröffnungstheorien

Beide deutsche Teams bereiteten sich beim Trainingslehrgang auf die Schacholympiade in Dresden vor

  • Dagobert Kohlmeyer
  • Lesedauer: 3 Min.
David Baramidze (l.) und Jan Gustafsson beim Training Fotos: Kohlmeyer
David Baramidze (l.) und Jan Gustafsson beim Training Fotos: Kohlmeyer

Die Stunde der Wahrheit für die deutschen Denksportler rückt näher. Bei der am 12. November beginnenden Schacholympiade in Dresden müssen die deutschen Teams gegen stärkste internationale Konkurrenz bestehen. In einem fünftägigen Trainingslehrgang erhielten die A-Nationalmannschaften der Männer und Frauen in Radebeul den letzten Feinschliff.

Hier hatte Bundestrainer Uwe Bönsch seine Schützlinge in einem Wellness-Hotel versammelt. Neben Fitness und Teambildung standen besonders Eröffnungstheorie und die Lösung taktischer Aufgaben auf dem Programm. Bei einem Medientraining mit dem Pressesprecher der Nationalmannschaft, Andreas Gerdau, wurden die Aktiven auch auf den zu erwartenden Ansturm der Journalisten zur Olympiade eingestellt.

Großmeister Uwe Bönsch zeigte sich mit den Ergebnissen des Trainingslagers sehr zufrieden: »Wir konnten uns intensiv vorbereiten. Es war ein spannender Lehrgang.«

Das Männerteam mit Arkadij Naiditsch (OSG Baden-Baden), Igor Khenkin (TV Tegernsee), Daniel Fridman (SV Mülheim Nord), Jan Gustafsson und David Baramidze (beide Hamburger SK) ist in dieser Besetzung neu. Darum war es besonders wichtig, den Teamgeist zu entwickeln. Eine intakte Mannschaft kann im Wettkampf zusätzliche Kräfte freisetzen.

»Wir haben uns näher kennengelernt, gemeinsam Sport gemacht, das schöne Hotel mit seinem großen Wellnessbereich und vielen anderen Annehmlichkeiten genutzt. Alles das hat sehr geholfen, die Stimmung im Team zu verbessern«, sagte der 50-jährige Bundestrainer.

Auf die deutschen Schachfrauen und -männer warten bei der Olympiade elf harte Runden. Die Männer sind nicht unter den ersten Zehn gesetzt, so dass jede Platzierung weiter oben nach Meinung von Bönsch ein Erfolg wäre. »Wenn alles gut läuft, haben wir durchaus Chancen, einen Platz unter den Top ten zu belegen.«

Auf die Frage, ob er nach einem Dutzend Jahren als Schach-Bundestrainer nicht schon etwas müde sei, erwiderte Bönsch: »Ich schaue stets nach vorn und zähle nicht die vergangenen Jahre. Bei meiner Arbeit bemühe mich immer, möglichst die besten Spieler zu fördern, um eine schlagkräftige Truppe aufzustellen. Es kostet viel Kraft, aber ist eine Aufgabe, die mir nach wie vor viel Freude macht.«

Noch optimistischer als der Männer-Bundestrainer sieht Ketino Kachiani-Gersinska die Chancen der deutschen Frauen, die in Dresden Zehnter der Startrangliste sind. Die 38-jährige Großmeisterin aus Baden-Baden spielt als dienstälteste Olympionikin seit 1994 für Deutschland. »Wir haben eine tolle Mannschaft. Besonders die jungen Mädchen sind sehr motiviert. Mit etwas Glück kommen wir vielleicht sogar unter die ersten fünf«, meinte die erfahrende Schachspielerin und wandte sich sofort wieder im Fitnessraum dem Laufband zu, während Spitzenspielerin Elisabeth Pähtz (SC Kreuzberg) sowie ihre Kolleginnen Sarah Hoolt (SF Katernberg) und Melanie Ohme (SC Leipzig Gohlis) lieber in den Swimmingpool sprangen.

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