Täglich Kristallnaach

Wolfgang Niedecken, Kopf der Kölner Rockband BAP, über einen seiner berühmtesten Songs, Aktionen gegen Rechts und Nazimusik

Wolfgang Niedecken (57) ist Mitbegründer und Sänger der Kölner Gruppe BAP, einer der erfolgreichsten deutschen Rockbands seit Jahrzehnten. Niedecken zeigt Haltung nicht nur in seinen Songtexten. Unter anderem engagierte er sich in der Initiative »Arsch huh, Zäng ussenander!« (Arsch hoch, Zähne auseinander) gegen rechte Gewalt. Mitte der 80er Jahre platzte eine DDR-Tournee, weil er der Forderung der DDR-Behörden nicht nachkam, kriti-sche Texte aus dem Programm zu streichen. Zu den ersten und größten BAP-Hits gehört »Kristallnaach«, ein Plädoyer gegen Intoleranz und Fremdenhass – wie immer bei BAP auf Kölsch. Mit Wolfgang Niedecken sprach Lutz Debus.

ND: Herr Niedecken, ist die Kristallnacht verdammt lang her?
Niedecken: Mit dem Begriff Kristallnacht sollten wir vorsichtig sein. Der kommt von den Nazis. Die Pogromnacht war zwar vor nun 70 Jahren, aber wir müssen noch immer aufpassen, denn die Brüder kommen mit immer neuen Etiketten, versuchen immer wieder, einen Fuß in die Tür zu bekommen und ihre rechte Ideologie wieder hoffähig zu machen. Wir haben gesehen, was in Österreich bei den Wahlen passierte. Ich bin sehr sensibilisiert, was da abgeht.

Die rechtsextreme Lokalpartei Pro Köln wurde lange rechts liegen gelassen.
Es gab Vorwürfe diesbezüglich. »Arsch Huh« hätte schon früher was machen müssen, wurde gesagt. Ich glaube aber, dass man den Leuten nicht zu oft mit dem gleichen Konzept kommen soll. Die winken sonst ab und sagen: »Nicht schon wieder. Macht doch nicht die Pferde scheu. Kennt man doch schon alles.« Wenn allerdings reagiert werden muss, dann muss man auch etwas machen.

...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.