• Kalenderblatt

Wahlrecht für Frauen

  • Franziska Klein
  • Lesedauer: 2 Min.

»Flintenweiber, Furien, Offiziersmatratzen«. Der diskriminierenden Zuschreibungen gibt es viele für Frauen, die in Kriege gezogen sind und heute noch in Kriege ziehen. Eine am Donnerstag an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena begonnene Tagung nahm sich des Themas »Soldatinnen. Gewalt und Geschlecht im Krieg vom Mittelalter bis heute« an. »Die ersten Frauen, die aktiv an Kampfhandlungen teilnahmen, waren ausnahmslos als Männer verkleidet«, informierte Dr. Silke Satjukow. Einen Umschwung gab es erst in der Moderne, vor allem mit dem Zweiten Weltkrieg. »Soldatinnen werden benötigt, eingesetzt und zugleich stigmatisiert.«

Frauen sind vor allem Opfer in Kriegen. Da ist kein Wandel eingetreten, trotz Fortschritte in ihrer Emanzipation. Ein Markstein dieser in Deutschland war zweifellos die gesetzliche Fixierung des Frauenwahlrechts am Ende des Ersten Weltkrieges, erzwungen durch die Revolution. Auch hier kam man reichlich spät. Der erste Staat, der das Frauenwahlrecht einführte, war Wyoming in den USA (1869). In Frankreich wurde es 1871 von der Pariser Kommune proklamiert, mit deren Niederschlagung jedoch wieder abgeschafft. Als erstes europäisches Land gewährte Finnland seinen Frauen 1906 das Wahlrecht. In Deutschland geschah dies am 12. November 1918, verkündet durch den Rat der Volksbeauftragten. Bei der Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 konnten Frauen in Deutschland erstmals in Anspruch nehmen, wofür sie Jahrzehnte gekämpft haben (Foto: ND-Archiv). Die Nazis entzogen ihnen jedoch wieder das passive Wahlrecht. Sie »durften« indes den Raub- und Vernichtungskrieg unterstützen.

Die Jenenser Tagung endet am heutigen Sonnabend mit einer Podiumsdiskussion über »Soldatinnen? Erfahrungen und Erwartungen«, zu der die Veranstalter explizit »neugierige und kritische Gäste« in die Rosensäle (Fürstengraben 27, 11.30 bis 13 Uhr) einladen. Wird dort auch die Frage diskutiert: Wann werden Frauen den Krieg abwählen?

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal
Mehr aus: