Schülerinitiative verurteilt Gewalt

Ausstellung über Judenverfolgung in Humboldt-Uni wird wieder geöffnet

  • Lesedauer: 2 Min.

(ND-Drescher). Nach der massiven Beschädigung der Ausstellung »Verraten und verkauft. Jüdische Unternehmen in Berlin 1933-1945« während der spontanen Protestaktion von mehreren Hundert Schülern in der Humboldt-Universität (HU) am Mittwoch hat das Schülerbündnis »Bildungsblockaden einreißen« die Zerstörungen verurteilt.

In einem offenen Brief an HU und den Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand, der die Ausstellung mit ausgearbeitet hatte, betonte das Bündnis, dass Homophobie, Xenophobie, Rassismus und Antisemitismus mit den Grundsätzen der Initiative »absolut unvereinbar« seien. Deshalb unterstütze man »alle Informationsangebote, die die Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des NS-Regimes thematisieren«, und »deswegen verurteilen wir die Beschädigung der Ausstellung ausdrücklich«.

Das Bündnis erklärte sich bereit, sich an der Wiederherstellung der Ausstellung zu beteiligen. »Wir möchten der Humboldt-Universität und dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand hiermit ausdrücklich anbieten, einen Beitrag beim Wiederaufbau der Ausstellung zu leisten oder anderweitig den entstandenen Schaden wieder gutzumachen.«

Der Bundesarbeitskreis Shalom der Linksjugend.solid, die in Berlin den Aufruf zu den Schulstreiks unterstützt hatte, verurteilte den Zwischenfall: »Wir distanzieren uns entschieden von Teilnehmern, die durch ihr Verhalten dem eigentlichen Anliegen der Demonstration nicht nur geschadet, sondern durch die Zerstörung der Ausstellung und nicht zuletzt von Einrichtungsgegenständen der Universität die richtige Forderung nach einer Verbesserung des Bildungssystems ad absurdum geführt haben.«

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, rief zur Zurückhaltung auf. »Mit dem antisemitischen Motiv sollte man sehr vorsichtig sein«, erklärte er gegenüber dpa und warnte vor voreiligen Schlüssen. »Wir dürfen da nichts hineininterpretieren, was wir nicht sicher wissen. Damit tut man dem Kampf gegen Antisemitismus nichts Gutes.« Er schlug ein Gespräch zwischen Schülervertretern, der Jüdischen Gemeinde Berlin und der Unileitung vor, in dem sich die Schüler entschuldigen und den Antisemitismus-Vorwurf ausräumen könnten.

Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Ein antisemitisches Motiv könne weder ausgeschlossen noch erhärtet werden, so ein Sprecher. Die Ausstellung soll am Montag Abend wieder geöffnet werden, teilte die HU mit.

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