»Wildwest« in Nahost
Neue Krawalle in Hebron / Gaza wieder für Hilfslieferungen offen
Tel Aviv (dpa/ND). Mit Blick auf das islamische Opferfest Eid el Adha hat Israel am Donnerstag Hilfslieferungen in den Gazastreifen erlaubt. Das teilte Armeesprecher Peter Lerner am Donnerstag in Tel Aviv mit.
Nach Angaben eines Mitarbeiters der Wirtschaftsbehörde in Gaza handelt es sich um 40 Lastwagen mit Lebensmitteln und medizinischer Ausrüstung. Wegen des fortwährenden Raketenbeschusses hatte Israel die rund 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen seit dem 5. November nahezu vollständig von der Außenwelt abgeschnitten.
Das für Journalisten verhängte Einreiseverbot in den Gazastreifen hatte Proteste internationaler Medienorganisationen und israelischer Menschenrechtsgruppen ausgelöst. Die Vereinigung der Auslandskorrespondenten in Israel warf der Regierung Verletzung der Pressefreiheit vor und reichte beim Obersten Gericht Beschwerde ein.
In einem Überraschungseinsatz hat die israelische Armee am Donnerstag ein von Siedlern besetztes Gebäude in Hebron gestürmt. Das israelische Fernsehen zeigte Bilder von mehreren dutzend bewaffneten Einsatzkräften mit Schutzausrüstung und Schlagstöcken, die in das umstrittene Haus im Westjordanland eindrangen und Siedler herausführten oder -trugen.
Außenministerin Zipi Livni hatte am Vorabend vor einem »Wildwest« in Nahost gewarnt und die jüdischen Siedler aufgefordert, die Unruhen umgehend einzustellen. Israel werde nicht hinnehmen, dass aufgebrachte Siedler die jüdischen Siedlungen im Westjordanland in »Wildwestgebiete« verwandelten.
Der Konflikt dreht sich um ein umstrittenes Haus, auf das sowohl Palästinenser als auch Juden Besitzansprüche erheben. Seit März 2007 wohnen dort mehrere jüdische Siedlerfamilien. Wegen der ungeklärten Besitzverhältnisse hatte das Oberste Gericht im November die Räumung angeordnet. Daraufhin kamen Hunderte radikale Siedler nach Hebron, um die Durchsetzung des Gerichtsbeschlusses zu verhindern. In der geteilten Stadt Hebron leben 800 radikale Siedler unter rund 200 000 Palästinensern.
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