»Kinder? – Ja, auch die Kinder«

Aufarbeitung von Völkermord bleibt auch nach 60 Jahren UN-Genozid-Konvention schwierig

Kurz vor dem 60. Jahrestag der Verabschiedung der UN-Völkermord-Konvention diskutierten im hessischen Marburg Historiker, Juristen und Zeitzeugen über Möglichkeiten, Völkerrechtsverbrechen rechtlich, politisch und moralisch zu ahnden. Ausgangspunkt war dabei der Nürnberger Kriegsverbrecherprozess vor mehr als 60 Jahren.

Emotionell berührt wirkt Whitney Harris in seinem Vortrag. Der 95-Jährige Jurist aus den USA, der zum Anklageteam bei den Nürnberger Prozessen 1945 bis 1946 gehört hatte, berichtete über einige der Verhöre mit Nazi-Verbrechern. Besonders bedrückt gab Harris die emotionslosen Aussagen von Otto Ohlendorf wider, dem Befehlshaber der Einsatzgruppe D in der Sowjetunion. Auf die Nachfrage, warum unter den von Ohlendorfs Einsatzgruppe 90 000 ermordeten Juden und kommunistischen Funktionären auch Frauen und Kinder waren, habe Ohlendorf geantwortet: »Der Befehl war, alle Juden auszulöschen.« »Auch die Kinder?« Ohlendorf: »Ja, auch die Kinder.« Harris sagte in Richtung Publikum eindringlich: »Das ist die Quintessenz des Genozids.«

Die hochkarätig besetzte Konferenz lockte rund 200 Teilnehmer aus aller Welt von Donnerstag bis zum heutigen Samstag in die hessische Universitätsstadt. Ausrichter war das in Marburg ansässige Internationale Forschungs-...


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