In Polen keines Gedenkens wert

Schweigen über kommunistische Stalin-Opfer

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Unlängst fand in Moskau wieder eine Sitzung der polnisch-russischen Kommission für »schwierige Fragen« statt. Das Gremium von Historikern beider Länder befasste sich abermals mit der »Katyn- Frage«. Die Vorsitzenden Adam Rotfeld und Anatoli Torgunow gaben sich mit dem Fortschritt in der Behandlung der Sache zufrieden. Ein anderes »schwieriges« Thema blieb abermals unangetastet.

»Komintern i polska lewica« (Die Komintern und die polnische Linke) heißt ein neues Buch, in dem Ryszard Nazarewicz das Ausmaß stalinistischer Verbrechen an polnischen Kommunisten in den 30er Jahren dokumentiert. Alle 21 polnischen Mitglieder des Internationalen Komitees der Kommunistischen Internationale wurden damals liquidiert. Von 19 im Jahre 1932 gewählten ZK-Mitgliedern der KPP überlebten nur fünf, die »glücklicherweise« gerade Strafen in polnischen Gefängnissen absaßen. Nur etwa 100 von insgesamt 3817 Genossinnen und Genossen, die damals in der Sowjetunion Schutz vor Verfolgungen in der Heimat gesucht hatten, kamen nicht ums Leben. Im Rahmen der »polnischen Operation« des NKWD wurden von 134 519 in der Sowjetunion lebenden Polen über 63 000 unter Spionage-Anklage erschossen. »Die faschistischen Staaten ausgenommen, hat es in keinem zivilisierten Land derart massive Repressalien auf der Grundlage des Nationalitätenkriteriums ge...


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