Das Säbelrasseln geht weiter

Indien und Pakistan drohen einander

  • Jürgen Elsässer
  • Lesedauer: 3 Min.
»Wir wollen keinen Krieg, aber wenn Krieg gegen uns geführt wird, sind wir vollständig darauf vorbereitet», sagt der pakistanische Außenminister Shah Mahmood Qureshi.

Der pakistanische Regierungschef Yousaf Raza Gillani hat die Festnahme zweier Anführer der islamistischen Organisation Lashkar-e-Taiba (LeT) bestätigt, die für die Anschläge in Mumbai (Bombay) verantwortlich gemacht wird. Zaki-ur-Rehman Lakhwi und Zarar Shah seien in Haft, erklärte Gillani am Mittwoch in Multan. Indischen Medienberichten zufolge hatte der einzige überlebende Angreifer der Anschläge Lakhwi, den Führer der LeT, als Strategen des Blutbades von Mumbai bezeichnet. Azhar, Chef der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammad (JeM), wird anders als Lakhwi nicht direkt für die Terrorangriffe verantwortlich gemacht, aber für zahlreiche andere Anschläge in Indien.

Nach Überzeugung indischer Sicherheitskräfte soll JeM neben LeT den Angriff auf das Parlament in Delhi Ende 2001 ausgeführt haben. Nach indischen Medienberichten plant die Regierung Schläge gegen Trainingslager islamistischer Kämpfer in Pakistan, sollten die Nachbarn nicht selbst tätig werden.

Pakistans Außenminister drohte für den Fall einer solchen Grenzüberschreitung mit Krieg: »Wir wollen keinen Krieg, aber wir sind absolut bereit für den Fall, dass er uns aufgedrängt wird.« Derartig drastische Worte hatte die Regierung in Islamabad nach der Anschlagsserie noch nicht verwendet.

Spuren, die sich nicht zur schnellen Schuldzuweisung an Pakistan eignen, werden in Indien nur am Rande verfolgt. Darunter fällt etwa die Festnahme von Mukhtar Ahmed Sheikh am Freitag. Sheikh hatte sich illegal SIM-Karten für Mobiltelefone besorgt und weiterverkauft. Einige waren »von Terroristen verwendet worden, die an den Angriffen in Mumbai beteiligt waren«, hieß es in der »Washington Post«. Unglaublich, was dann folgt: »Wie ein hochrangiger Polizeioffizier gegenüber der Nachrichtenagentur AP aussagte, gehörte Sheikh zu einem halboffiziellen Antiterror-Netzwerk und könnte auf einer Undercover-Mission gewesen sein.« Ein indischer Agent als Helfer pakistanischer Terroristen?

Gänzlich aus den indischen Schlagzeilen verschwunden ist auch der indische Gangsterkönig Ibrahim Dawood (ND, 4. Dezem- ber). Der als Drahtzieher der Mumbai-Anschläge von 1993 mit 300 Toten verurteilte Obermafioso hat, wie Osama bin Laden, wenigstens in den 80er Jahren mit den US-Geheimdiensten beim Krieg gegen die Sowjets in Afghanistan kooperiert.

Noch im März dieses Jahres beklagte sich L.K. Advani, ein hochrangiger Politiker der Hindupartei BJP, dass die USA im Jahr 2002 »keinen Enthusiasmus« gezeigt hätten, als Delhi die Hilfe der Supermacht verlangte, um die Auslieferung Dawoods aus Pakistan zu erreichen. Die Hongkonger »Asia Times« berichtet, dass die Polizei von Mumbai bisher keine Stellungnahme abgegeben hat, ob Dawood in die jüngste Terrorwelle verwickelt war. »Aber es gibt stillschweigende inoffizielle Zustimmung von Polizeibeamten.«

Demnach stachen die Terroristen aus Karatschi, wo sich Dawood derzeit aufhalten soll, Ende November mit dessen Schiff »MV Alpha« in See. Die CIA-Aufklärung soll auch am 18. November ein Satellitengespräch abgehört haben, in dem LeT-Militärchef Yusuf Muzammil die Hilfe Dawoods bei einem nicht näher beschriebenen »Transport nach Mumbai« ankündigte. Einer von Dawoods Männern stellte ihnen dann für die Landung in Mumbai Schlauchboote zur Verfügung. Am 2. Dezember soll die Polizei von Mumbai drei Beschäftigte der D-Company, Dawoods Verbrechersyndikat, verhört haben. Über das Ergebnis der Einvernahme wurde nichts bekannt.

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