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Ernsthaft & grotesk

TV vorab: Wunder

  • F.-B. Habel
  • Lesedauer: 2 Min.

Um die Weihnachtszeit herum handelt dieser in der Uckermark gedrehte Film. Lars ist 16, wohnt hier bei seinem Vater und fühlt sich – nicht selten in diesem Alter – unwohl in seiner Umgebung. Schließlich gelten die aus Berlin Zugezogenen hier als Fremde. Doch dann lernt Lars Marie kennen, und das sprachbehinderte junge Mädchen aus dem Dorf ist die erste, von der sich Lars verstanden fühlt. Die zunächst karge, unfreundliche Winterlandschaft wandelt sich in freundlich strahlendes Weiß. Es kommt auf die Augen des Betrachters an.

Ann-Kristin Reyels, eine Absolventin der HFF »Konrad Wolf« in Babelsberg, hat den Film zusammen mit Marek Helsner geschrieben, und gemeinsam mit Kameramann Florian Foest und ihren Darstellern zu einem filmischen Kleinod gemacht. Die alltägliche Geschichte wird ernsthaft, aber mit Humor erzählt. Die Menschen leben in und mit der Landschaft, auch mit ihrer Stille, und wie Constantin von Jascheroff und Luise Berndt die sanfte Annäherung des jungen Paares spielen, hat eine Mischung von Neugier, Alltag und Zärtlichkeit, wie sie selten ist. Josef Hader spielt den Vater in schöner aktionistischer Hilflosigkeit mit einem Anflug von Trauer. Wenn schließlich die Mutter mit ihrem jüngeren Freund zur Weihnachtsfeier hereinschneit, droht die Geschichte ins Satirische umzuschlagen. Aber Ulrike Krumbiegel und Marek Harloff halten geschickt die Balance zwischen nachdenklicher Ernsthaftigkeit und grotesker Übersteigerung.

Mit ihrem Debüt hat Ann-Kristin Reyels eine Geschichte über Menschen im Osten erzählt, die Mut macht, und ein kleines Winterwunder geschaffen, nach dem man auf ihren nächsten Film neugierig sein kann. Schade nur, das »Das kleine Fernsehspiel« zu so später Stunde im Programm ist.

Jagdhunde, ZDF, heute, 0.15 Uhr

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