Sicherheit auf Raten

EU-Pestizid-Regeln verbannen nicht alles

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Kompromisse wollen es allen recht machen und verärgern doch fast immer. Das gilt auch für die jüngst in zweiter Lesung im Europaparlament beschlossene Pestizidverordnung. Bauernverband und Agrochemiekonzerne klagen über vorhersehbare Lücken im Pflanzenschutz, während Greenpeace bemängelt, das Parlament sei eingeknickt vor Agrar- und Chemielobby und habe nicht alle Stoffe von der Zulassung ausgenommen, die auf das menschliche Hormon- oder Nervensystem Einfluss nehmen.

Beide Berichterstatter des EU-Parlaments zu der Vorlage zeigten sich dagegen recht zufrieden. Und das obwohl die eine – von Beruf Winzerin und in der CDU – eher für den weiteren kontrollierten Pestizideinsatz in der Landwirtschaft ist und die andere – Grünen-Politikerin und Befürworterin des Bio-Landbaus sicher noch schärfere Einschnitte befürwortet hat. Auch das ohne Zweifel höchst chemiekritische Pesticide Action Network (PAN) Europe hatte die Abgeordneten zur Zustimmung für die Kompromissvorlage aufgefordert.

Eines sollte allerdings klar sein: So gut es ist, das man sich bei jenen Substanzen, die Krebs erregen, das Erbgut verändern oder die Fortpflanzungsfähigkeit schädigen, künftig nicht mehr auf sowieso nicht schlüssig beweisbare Grenzwerte herausreden kann, so schlecht ist es, dass Kriterien von den gleichen Leuten durchgesetzt werden sollen, die bislang die Unbedenklichkeitserklärungen für die ca. 400 in der EU zugelassenen Pflanzenschutzmittel ausstellten.

Ohnehin gilt all das nur für Neuzulassungen bzw. für Mittel, deren Zulassung verlängert werden muss. Vorderhand also wird der Pestizidgehalt von Obst und Gemüse im Supermarktregal vor allem von der Bereitschaft des Handels abhängen, eigene Kontrollen und Ausschlusskriterien bei seinen Lieferanten einzuführen. Und diese Bereitschaft hängt nicht zuletzt vom Käuferverhalten ab. Wenn die nur nach Preis und schöner Farbe statt nach Geschmack und Qualität entscheiden, ändert sich so bald nichts.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal