Bizarrer Föderalismus

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlman
Karikatur: Christiane Pfohlman

Es sei nicht länger hinnehmbar, dass jedes Jahr zehntausende Studienplätze in Mangelfächern unbesetzt bleiben, weil sich die 16 Länder und die Rektoren nicht über ein für alle Hochschulen verbindliches Nachrückverfahren verständigen können. Diese Klage kommt von der Vorsitzenden des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD). Sie spricht damit ein Thema an, das auch den Studierenden zunehmend auf den Nägeln brennt. Schließlich sind sie die Leidtragenden, wenn sich die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), die Politik und die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplatzen (ZVS) bislang nicht über ein einheitliches Modell für die Einschreibung einigen können.

Diese Instanzen schieben sich derweil weiter gegenseitig die Schuld zu. So erklärt die HRK in ihrer aktuellen Pressemitteilung, dass die ZVS das von ihr selbst vorgelegte Übergangsverfahren nicht fristgerecht umsetzen konnte.

Der studentische Dachverband fzs fordert als Konsequenz aus dem Kompetenzgerangel ein bundesweit zentrales Zulassungsgesetz. Schließlich ist das Zulassungschaos die Konsequenz einer Politik, die unter dem Oberbegriff des Föderalismus eine bundesweite Bildungspolitik verhindert.

Dahinter steckt ein grundlegendes Problem: Bildung wird von den Verfechtern des schlanken Staats nicht mehr als gesamtstaatliche Aufgabe begriffen. Davon profitieren zum Beispiel Studierende aus wohlhabenden Familien, die sich Privatuniversitäten leisten können und deshalb auf die zulassungsbeschränkten Fächer nicht angewiesen sind.

Das Zulassungschaos ermöglicht Studierendenorganisationen, die die Forderung nach »Bildung für Alle« noch nicht aufgegeben haben, aber auch eine Chance, wenn sie es schaffen, die verfehlte Ideologie des Bildungsföderalismus wieder zum öffentlichen Thema zu machen.

Der Autor ist freier Journalist und lebt in Berlin.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -