Kundennutzen, wenn nicht nur gespart wird

Was könnte anders werden, sollte der Börsengang der Bahn für immer abgesagt werden?

  • Erich Preuß
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei den Diskussionen zur Schnüffelaktion der DB wird kaum noch überlegt, was aus der Staatsbahn wird, wenn der von Mehdorn und einigen Politikern ersehnte Börsengang einstweilen oder für immer abgesagt ist? Dann könnte sich das Unternehmen wieder in Richtung Kunden bewegen. Die Herren im Berliner Bahn-Tower müssten mit der Regierung und den Politikern über gerechte Rahmenbedingungen diskutieren, wozu die Senkung der Mehrwertsteuer auf die Fahrpreise gehört.

Statt Vorstandssitzungen in London und Akquisitionen in Asien müsste es doch einen Plan für den Kundennutzen in Deutschland geben. Was erwartet der Bürger in Deutschland von »seiner Eisenbahn«? Sie soll zuverlässig, preiswert und in vielen Punkten besser als andere Verkehrsmittel sein.

Sehen wir nur auf den Fernverkehr. Hier ist derart gekürzt und gespart worden, dass Großstädte wie Neuss, Mönchengladbach, aber auch Cottbus und Görlitz, eigentlich ganz Sachsen, abgehängt wurden. Es zahlte sich nicht aus, dass Politiker, der Verkehrsminister voran, dem Bahnvorstand freie Hand ließen und meinten, der Wettbewerb werde es schon richten. Im Fernverkehr richteten andere Bahnunternehmen nichts aus, solange der Vertrieb, beispielsweise der schnöde Fahrkartenverkauf, in der Hand des Monopolisten blieb. Der drängt seine Kundschaft in die teuren ICE. Fernbuslinien sind kein Wettbewerb, weil die Busse zur Deutschen Bahn gehören. Auch im Güterverkehr beschränkt sich der Wettbewerb auf ganze Züge.

Wenn der Gewinn der Bahn bei Null bleiben kann und nicht für eine schöne Bilanz auf Biegen und Brechen gespart werden muss, ist es möglich, mehr für Sanierung der Gleise zu tun, auch im Regionalnetz. Statt Bahnhöfe stillzulegen, könnten sie für eine bewegliche Betriebsführung erhalten bleiben. Geld muss für mehr Personal in der Instandhaltung, auf den Bahnhöfen, im Fahrkartenverkauf und als Zugbegleiter ausgegeben werden. Der Kunde möchte keine Schein-Dienstleistungen wie Nummernziehen im Reisezentrum, sondern wieder mehr Personal sehen: Personal, das sein Fach versteht. Das würde die Stimmung unter den Mitarbeitern verbessern. Die liegt, im Gegensatz zur Meinung des Bahnchefs, am Boden.

Schon fragen sich einige im mittleren Management, wozu ein »Bahnchef« nötig ist. Gibt es nicht tüchtige Vorstände im Personen- und Güterverkehr und auch für das Netz? Man muss sie nur lassen und nicht mehr mit Sparmaßnahmen knebeln.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal