Neuanfang mit Lizenz Nr. 74

Vorabdruck aus »Zwischen den Zeilen – Geschichte der Zeitung ›Neues Deutschland‹«

Dass in den Zeitungen der DDR »zwischen den Zeilen« gelesen werden musste, wenn man auch Ungesagtes erfahren oder wenigsten erahnen wollte, war ein offenes Geheimnis. Auf kaum ein Blatt traf das stärker zu als auf das »Neue Deutschland«: Organ der SED-Führung und Zeitung für die Parteimitglieder einerseits, Staatsanzeiger für das Ausland andererseits. »Zwischen den Zeilen« heißt ein Buch aus dem Verlag Das Neue Berlin, das dieser Tage erscheint und gut 60 Jahre Geschichte des »Neuen Deutschland« nachzeichnet – angefangen bei den Vorläuferzeitungen von KPD und SPD über die scharfen politischen Auseinandersetzungen Ende der 40er, Anfang der 50 Jahre, die zunehmende Ideologisierung in den 70er und 80er Jahren bis zum Überlebenskampf der Zeitung nach der Wende und dem Wandel zur sozialistischen Tageszeitung. Die Historiker Burghard Ciesla und Dirk Külow haben den Versuch unternommen, mit der Geschichte des ND gleichzeitig ein Stück DDR-Geschichte festzuhalten. Im folgenden Auszug wird die Gründungsphase des »Neuen Deutschland« geschildert – bis zu der Frage, wie der Name der Zeitung und der Zeitungskopf auf der Titelseite entstanden.

Transport von Zeitungspapier-Rollen durch das Nachkriegs-Berlin
Transport von Zeitungspapier-Rollen durch das Nachkriegs-Berlin

Im März 1946 – als die Absicht zur Vereinigung der beiden Arbeiterparteien in der SBZ ganz deutlichwurde – berieten SPD und KPD auch über die Schaffung eines gemeinsamen Parteiorgans. Beide Seiten setzten sich für eine gemeinsame Parteizeitung ein. Mit der Leitung des Aufbaus der Zeitung wurde am 11. März 1946 der Kommunist Sepp Schwab beauftragt. Über das künftige Organ der Partei wurde am 19./20. April 1946 jedoch noch auf zwei getrennten Parteitagen von SPD (40. Parteitag) und KPD (15. Parteitag) diskutiert. Im gemeinsamen Organisationsausschuss wurde anschließend vereinbart, dass die »Deutsche Volkszeitung« die Parteizeitung der neuen gemeinsamen Partei werden sollte. Das sozialdemokratische Zentralorgan »Das Volk« sollte weiterhin unter dem traditionsreichen Namen »Vorwärts « als Berliner Tageszeitung erscheinen. Am 21. April 1946 verabschiedete sich »Das Volk« von seiner Leserschaft mit der Überschrift »Vom Volk zum V...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.