Hoffen auf ein Wunder

Thüringer CDU therapiert sich mit 95-Prozent-Votum für Althaus

  • Anke Engelmann, Waltershausen
  • Lesedauer: 3 Min.
Auf einem Parteitag am Wochenende hat sich die Thüringer CDU als Einheitspartei aufgestellt. 95 Prozent der Stimmen entfielen auf den Spitzenkandidaten Dieter Althaus. In seiner Abwesenheit.

»Ein Spitzenergebnis«, kommentierte Birgit Diezel das Wahlergebnis. 123 der 133 Delegierten hatten beim CDU-Parteitag in Waltershausen soeben für den abwesenden Dieter Althaus gestimmt, der erwartungsgemäß schriftlich seine Kandidatur auf Listenplatz eins bestätigt hatte. Sieben machten ihr Kreuzchen bei »Nein«. Umgehend meldete sich auch der Ministerpräsident aus Allensbach, wo er sich derzeit nach seinem schweren Unfall erholt: »Ich freue mich, als Spitzenkandidat mit euch und für euch zu kämpfen«, ließ Dieter Althaus per SMS mitteilen.

Die Wahl der Listenplätze für die Landtags-, Bundestags- und Europawahl war ansonsten eine »eher unromantische Angelegenheit«, wie Landesgeschäftsführer Andreas Minschke betonte. Nur Ex-Ministerpräsident Bernhard Vogel ließ in seiner Rede Emotionen gucken, zum Beispiel, als er sich in der Kunst versuchte, ein Substantiv zu steigern. »Wir haben ein Ziel. Ein hohes Ziel. Ein sehr hohes Ziel. Ein Ziel, das wir erreichen können«, heizte er die Stimmung an. Die Delegierten dankten ihm mit kräftigem Beifall für die kleine Aufmunterung.

Zur Landtagswahl im August will die CDU die absolute Mehrheit halten. Einigen Umfragen zufolge könnte das knapp werden, größter Konkurrent ist die LINKE mit Bodo Ramelow. Um ihr Ziel zu erreichen, hat sich die CDU Geschlossenheit verordnet. »Man kann nur gewinnen, wenn die Truppe zusammenhält«, mahnte neben Vogel auch die derzeit amtierende Ministerpräsidentin und Finanzministerin Birgit Diezel.

Das sieht auch die Basis so. »Für die Wahl ist es wichtig, dass wir zusammenstehen«, meint eine junge Frau am Rande der Versammlung. Sie heißt Caroline Vinz. Die Journalisten sollten weniger nach dem Spitzenkandidaten fragen, als nach den jungen Leuten in der Partei, meint die 26-Jährige und applaudiert heftig, als sich ihre Lieblingskandidatin Tabea Gies vorstellt

Die Wahl wird straff durchgezogen, immer wieder ermahnt Landesgeschäftsführer Minschke die Medienleute, sich zurückzuhalten. Kurz ist die Vorstellung der Kandidaten, nur zwei Bewerber müssen sich gegen Konkurrenz behaupten: Als Spitzenkandidat für die Europawahl setzt sich der Weimarer Dieter Koch mit 54 Prozent gegen den früheren Thüringer Innenminister Christian Köckert durch, den er auf Platz zwei verweist. Bei der Aufstellung zur Bundestagswahl gibt es ein kurzes Gerangel um Platz vier, wo sich MdB Christian Hirte gegen Sascha Känel behauptet. Mindestens vier Plätze gelten hier als sicher.

Nach Althaus und Birgit Diezel folgt Mike Mohring, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Mit Christine Lieberknecht, Klaus Zeh, Marion Walsmann, Gerold Wucherpfennig, Bernward Müller und Volker Sklenar wurde das Althaus-Kabinett unangefochten bestätigt. Auch Peter Krause wird aller Voraussicht nach in den Landtag einziehen. 87,4 Prozent der Delegierten votierten für den umstrittenen Kulturpolitiker, der wegen seiner Nähe zur rechtslastigen »Jungen Freiheit« in die Schlagzeilen geraten war. Derzeit hat die CDU 45 Sitze im Landtag.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.