Schläge und Einschüchterung statt Festanstellung

723 Leiharbeitern werden seit Jahren in einer Lipton Teefabrik in Pakistan feste Verträge verweigert

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Konzern Unilever hat in der Lipton Brooke Bond Teefabrik im pakistanischen Khanewal rund 750 Beschäftigte. Nur 22 der Arbeitnehmer sind fest angestellt, die übrigen 723 werden von sechs Leiharbeitsagenturen gestellt. Viele von ihnen arbeiten hier seit mehr als zehn Jahren. Mit einer Kampagne wollen sie Verhandlungen über feste Verträge erreichen.

Leiharbeiter haben keine Ansprüche auf Rente oder Sozialleistungen, erhalten nur ein Drittel der Löhne der ständig beschäftigten Arbeitnehmer und können nicht der Gewerkschaft beitreten, die mit Unilever über Löhne und Arbeitsbedingungen verhandelt. Um dennoch zu verhandeln, haben sie mit Unterstützung der nationalen Gewerkschaft National Federation of Food, Beverage and Tobacco Workers of Pakistan die Organisation Unilever Mazdoor Union Khanewal gegründet. So konnten im Januar dieses Jahres rund 200 Arbeitnehmer beim Arbeitsgericht beantragen, dass ihr Status von ersetzbar zu ständig beschäftigt geändert wird. »Die Mehrheit dieser Leiharbeiter arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der Teefabrik«, so Kirill Buketov vom Internationalen Gewerkschaftsverband IUL (Vereinigte Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit).

Juristisch stehe ihnen eine dauerhafte Anstellung bereits nach neun Monaten zu. Zwei der Leiharbeiter seien im August nach 30 Jahren in der Teefabrik entlassen worden. Die Leiharbeiter wollen jetzt eine direkte Anstellung bei Unilever. Nur so erhalten sie die gleichen Rechte, Leistungen und Löhne wie die 22 Festangestellten.

Die Reaktion der Geschäftsführung kam prompt, beschreibt der Gewerkschafter: »Die Leiharbeiter wurden von Vertretern der Leiharbeitsagenturen verprügelt, ohne Essen oder Wasser in der Fabrik eingeschlossen und mit dem Verlust ihrer Arbeit bedroht.« Seitdem schüre die Betriebsleitung die Spannungen, indem sie Arbeitnehmer, die Anträge auf eine Übernahme gestellt haben, nach Hause schicke.

Und nicht nur das. Am 1. März dieses Jahres erstattete die Leiharbeitsfirma Riaz Ahmed and Brothers Strafanzeige bei der Polizei gegen 17 Arbeitnehmer – die alle Anträge beim Arbeitsgericht gestellt hatten – und beschuldigte sie, Unruhe zu stiften und die Betriebsleitung zu behindern. Diese Vorwürfe bezogen sich in Wirklichkeit auf eine Demonstration vor der Fabrik, die die Arbeitnehmer eine Woche zuvor durchgeführt hatten, um gegen die Methode »keine Arbeit – kein Lohn« zu protestieren.

Dies sei eine erprobte Taktik bei Unilever Pakistan, sagen Gewerkschafter. Im Betrieb Rahim Yar Khan beispielsweise, wo Gelegenheitsarbeiter im Jahr 2007 gegen ihre prekäre Beschäftigungssituation vorgingen, verursachte die Leitung bewusst einen Zwischenfall, um Klagen gegen Gewerkschaftsfunktionäre einreichen, den Betrieb militärisch besetzen lassen und hunderte Zeitarbeiter zwingen zu können, Kündigungsschreiben zu unterzeichnen, wobei sie von Uniformierten mit vorgehaltener Waffe bedroht wurden. Unilever Pakistan hat vor Kurzem mit der geplanten Aufhebung der Hälfte aller verbleibenden ständigen Arbeitsplätze in der Fabrik begonnen.

Im Fall Khanewal gibt sich das Unternehmen indes gelassen. Auf Anfrage heißt es bei Unilver, man bemühe sich, »dieses Problem unter Einbeziehung aller Beteiligten zu erörtern und zu lösen«. Ein Treffen steht jedoch noch aus.

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