Autonome Neonazis verurteilt

400 Ahlener stellten sich Rechten entgegen

  • Michael Schulze von Glaßer
  • Lesedauer: 2 Min.

»Sie treten die Rechte anderer Menschen buchstäblich mit Füßen«, sagte der Richter am Amtsgericht Ahlen am Donnerstag zum angeklagten Neonazi Daniel B. Drei Jahre muss der 21-Jährige nun ins Gefängnis: für mehrere brutale Überfälle auf Ausländer, Linke und Polizisten, zahlreiche Sachbeschädigungen, Aufforderung zu Straftaten, Verbreitung von NS-Symbolen, Volksverhetzung sowie Verstößen gegen das Waffengesetz und das Pressegesetz. Der Mitangeklagte Dirk S. bekam eine Strafe von zehn Monaten – diese jedoch auf Bewährung, da er nicht an allen Straftaten aktiv beteiligt war. In den nächsten Monaten darf der 18-jährige Arbeitslose keine weitere Straftat begehen und muss 200 Sozialstunden ableisten. Vier Monate dauerte der Prozess gegen die zwei überregional aktiven Neonazis der westfälischen »Autonomen Nationalisten Ahlen«. Zahlreiche Anklagepunkte betrafen Straftaten bei größeren Neonazi-Aufmärschen: So griff der ältere Angeklagte im vergangenen Jahr während eines Aufmarschs in Aachen mehrere Polizisten mit Reizgas an.

Bundesweit aktiv

Trotz des begrenzten Personals – die Gruppe besteht aus nicht mehr als fünf Personen – sind die Ahlener Nationalisten an der Vorbereitung bundesweiter Demonstrationen wie beispielsweise im niedersächsischen Bad Nenndorf maßgeblich beteiligt, erklärt Michael Sturm von der mobilen Rechtsextremismusberatung Münsterland. Besonders im nahen Ruhrgebiet seien sie mittlerweile einer der Hauptakteure der extremen Rechten. Eine Sprecherin der lokalen Antifa bestätigt: »Die Ahlener-Neonazis fallen besonders durch Brutalität auf und versuchen scheinbar, sich so einen Namen in der Szene zu machen.« Für Entwarnung sei es nach den Verurteilungen aber noch zu früh. Es bleibe abzuwarten, ob die Nazi-Gruppe auch ohne Daniel B. arbeiten kann. Der Nazi gilt als ein Anführer der »Autonomen Nationalisten Ahlen«.

Nach der Urteilsverkündung vor dem Ahlener Amtsgericht marschierten am Donnerstag erneut – wie schon in der vergangenen Woche – rund 60 Neonazis durch die 55 000-Einwohner-Stadt. Sie sorgten für einen Großeinsatz der Polizei. Weit über 400 Bürgerinnen und Bürger stellten sich ihnen mit einer bunten Kundgebung entgegen. Am Abend demonstrierten nochmals mehr als einhundert jugendliche Antifaschisten friedlich gegen Rechtsextremismus durch die ehemalige Bergarbeiterstadt.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal