Tänzer werden Vagabunden

Staatsballett Berlin startet Vorverkauf für neue Saison / Umzug an Deutsche Oper

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.
Bleibt dem Spielplan erhalten: das Tanzstück »Caravaggio« von Mauro Bigonzetti
Bleibt dem Spielplan erhalten: das Tanzstück »Caravaggio« von Mauro Bigonzetti

Welche Zäsur die nächste Spielzeit für das Staatsballett bedeutet, darüber informierte auf der Jahrespressekonferenz die Leitung von Deutschlands größter Ballettcompagnie. Die Saison 2009/2010 wird vorerst die letzte sein, in der ihr die Staatsoper zur Verfügung steht. Die architektonische Perle Unter den Linden muss sich ab Herbst 2010 einer mehrjährigen, längst fälligen Generalrekonstruktion unterziehen. Interimsspielort für Oper wie Ballett ist dann das passgerecht umgebaute Schillertheater.

An der Deutschen Oper hat das Staatsballett im frei werdenden Malsaal sein neues Verwaltungs- und Probendomizil. Die Ausgliederung und Bündelung aller Werkstätten der Stiftung Oper am Franz-Mehring-Platz macht das möglich. Dass dennoch der reibungslose Spielbetrieb gewährt bleibt, dafür hat die Mannschaft um Intendant Vladimir Malakhov vorgesorgt. Wie perfekt jedoch die Bedingungen im Zentrum an der Bismarckstraße auch sein mögen – die Vorstellungszahl des Staatsballetts nimmt ab, und das schmälert die Einnahmen. Die Spielstätten der Deutschen und Komischen Oper sowie des Schillertheaters hat es sich mit den jeweiligen Ensembles zu teilen, das geringere Platzangebot im Schillertheater tut ein Übriges. Das Minus sucht man durch Gastspiele auszugleichen und hat in der Deutschen Entertainment AG bis zunächst 2013 einen Partner gefunden. Erstes gemeinsames Projekt sind Auftritte des Erfolgsmodells »Malakhov & Friends« im Dezember in Stuttgart, Frankfurt und Zürich.

Auch auf den Berliner Spielstätten wird sich das Staatsballett ausgiebig und vielfältig präsentieren. Die schon traditionelle Festliche Gala eröffnet am 25.9. Unter den Linden die nächste Saison. »Schwanensee« indes wandert in die Deutsche Oper aus. Ebenfalls dort setzen »Die Bajadere«, »Glories of the Romantic Ballet« und Malakhovs Neukreation »La Péri« nach einer 1843 zu Paris uraufgeführten Orient-Fantasie einen speziellen Schwerpunkt.

Dem Repertoire erhalten bleiben Werke wie »Caravaggio« und »Tschaikowski«, »Der Nussknacker«, »With/out Tutu« und das Märchenballett ab vier Jahren sowie, als Premieren der laufenden Spielzeit, »Das flammende Herz« und »Schneewittchen«. Zwei Uraufführungen bietet der Spielplan, beide verantwortet von Solisten des Ensembles. Im Rahmen von »Shut up and Dance« stellt Nadja Saidakova in der Komischen Oper ihre erste größere Choreografie vor, Ronald Savkovic wird für die Staatsoper zusammen mit dem slowenischen Regisseur Tomasz Pandur in »A Brief History of Time« dem verborgenen Gesicht der Zeit nachspüren.

Mittelpunkt der Saison ist im Mai 2010 der 3. International Dance Summit. Eine Benefiz-Gala gegen HIV/Aids zugunsten einer Klinik in der Ukraine leitet jene Ballettwoche ein, die »Tanz und Sportmedizin« zum Thema hat und die Dansgroep Amsterdam des Choreografen-Duos Krisztina de Châtel/Itzik Galili vorstellt. Wenn das Staatsballett überdies unter anderem mit der Berlin-brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und den 12. IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften kooperiert und sein Education-Programm ausweitet, dann weist das weit über den Spielbetrieb hinaus.

Dass die Compagnie inzwischen über einen vorbildlichen Tänzerruheraum verfügt und auch finanziell im grünen Bereich liegt, war die beruhigende Nachricht.

Ab 18.4. Vorverkauf für alle Tickets unter 206 09 26 30 sowie an den Opernkassen, weitere Infos unter www.staatsballett-berlin.de

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