Wahlkampf auf Russisch

Oppositionspolitiker Nemzow bewirbt sich in Sotschi um das Bürgermeisteramt

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Boris Nemzow kann es selbst nicht recht fassen, dass er bei den Bürgermeisterwahlen am kommenden Sonntag in Sotschi immer noch im Rennen ist. Dort finden 2014 die Olympischen Winterspiele statt, die Russland nach bisheriger Kalkulation umgerechnet mindestens 15 Milliarden US-Dollar kosten werden. Schon deshalb möchte Moskau einen loyalen Politiker auf dem Sessel des Stadtoberhauptes wissen. Nemzow aber gehört zu den schärfsten Kritikern von Kreml und Regierung.

In Sotschi geboren, aber in Gorki aufgewachsen, übernahm Boris Nemzow 1991 mit knapp 32 Jahren die Verwaltung des Gebiets an der Wolga, dessen Hauptstadt wieder Nishni Nowgorod hieß. Er war damals der jüngste Gouverneur Russlands. 1997 von Boris Jelzin zum Vizepremier ernannt, wechselte er, kurz nachdem Wladimir Putin die Macht im Kreml übernahm, zur Opposition. Gemeinsam mit dem ehemaligen Schachweltmeister Gari Kasparow und anderen prominenten Kritikern hat er das Bündnis »Solidarnost« aus der Taufe gehoben. Anders als Kasparow, den sich die Mehrheit der Russen beim besten Willen nicht in einem politischen Spitzenamt vorstellen kann, genießt Nemzow durchaus Sympathien. Und solche Kandidaten scheitern in Russland bisweilen schon bei der Bewerbung an »Formfehlern«.

In Sotschi blieben sogar harmlose Exoten auf der Strecke, weil ihre Stimmen dem Kandidaten des Kremls zur absoluten Mehrheit fehlen könnten. Primaballerina Anastasija Wolotsc...


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