Israelis gedachten der Schoah-Opfer

»Marsch der Lebenden« in Polen / Knesset-Präsident vergleicht Ahmadinedschad mit Hitler

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Einen Tag nach dem Affront Irans gegen Israel bei der Anti-Rassismus-Konferenz der UNO hat das Land der sechs Millionen von den Hitlerfaschisten ermordeten Juden gedacht. In Israel hielten die Menschen am Dienstag für zwei Schweigeminuten inne. In Polen fand der »Marsch der Lebenden« zum ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz statt.

Jerusalem/Warschau (Agenturen/ ND). In Israel wird am 27. Nissan des jüdischen Kalenders an die Opfer des Holocaust erinnert. Der seit 1951 begangene Gedenktag Jom ha-Schoah fiel in diesem Jahr auf den 21. April. Um 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ) legten die Menschen in Israel zwei Schweigeminuten ein und gedachten der Holocaustopfer. Überall im Land heulten Sirenen. Im israelischen Parlament und in Schulen wurden die Namen von Menschen verlesen, die von den Nazis ermordet worden waren. Ort der zentralen Gedenkfeier war die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem, wo sich am Montagabend Überlebende des Holocaust zusammen mit Präsident Schimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu einfanden.

Wer gedacht habe, dass der Antisemitismus »nach den Gräueln der Schoah verschwinden würde, wurde heute eines Besseren belehrt«, sagte Netanjahu zu den Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad wenige Stunden zuvor auf der Genfer UN-Konferenz gegen Rassismus. Israel werde »die Holocaust-Leugner keinen neuen Holocaust am jüdischen Volk verüben lassen«. Parlamentspräsident Reuven Rivlin verglich Ahmadinedschad in einem Brief an seine Kollegen in anderen Ländern mit Hitler.

Auch Vizeregierungschef Silvan Schalom sagte vor Beginn des »Marsches der Lebenden« zum früheren NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, was Iran derzeit zu tun versuche, sei »nicht weit von dem entfernt, was Hitler dem jüdischen Volk vor 65 Jahren angetan hat«. Ahmadinedschad sei aber nicht nur für Israel eine Gefahr, sondern für die ganze Welt. An dem Marsch zum früheren Lager Auschwitz-Birkenau, das zum Symbol der Vernichtungspolitik der Nazis wurde, nahmen am Dienstag etwa 7000 Menschen teil. Der Gedenkzug findet seit 1988 jährlich mit Teilnehmern aus aller Welt statt.

Linksfraktionschef Gregor Gysi hält das Fernbleiben Deutschlands und anderer Staaten bei der Anti-Rassismus-Konferenz in Genf für einen schweren politischen Fehler. Dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad mit seiner Hetze gegen Israel sei das Feld der UNO überlassen worden, sagte Gysi am Dienstag in Berlin. Durch die Absage einiger Staaten einschließlich der USA habe die Rede Ahmadinedschads eine weltweite Aufmerksamkeit bekommen, die sie sonst nie bekommen hätte, betonte Gysi. »Ich kritisiere seine Äußerungen.« Als UNO-Mitglied müsse man an einer solchen Konferenz teilnehmen. »Da geht man hin, da protestiert man.«

Drei Tage vor Ende der UN-Konferenz in Genf haben am Dienstag rund 140 Länder unerwartet die bereits vorbereitete Abschlusserklärung angenommen. Das Dokument sei per Akklamation beschlossen worden, hieß es. Hintergrund der frühen Verabschiedung ist offenbar die Befürchtung, dass der Text durch weitere Diskussionen verändert werden könnte.

Am Freitag, dem letzten Tag der als »Durban II« bezeichneten Überprüfungskonferenz für bereits 2001 in Südafrika gefasste Beschlüsse gegen Rassendiskriminierung und Fremdenhass soll der Text nur noch einmal diskutiert werden. Libyen etwa hat noch Änderungswünsche, insbesondere was die Palästinenserfrage angeht. Die kämen dann aber nicht mehr zum Tragen, hieß es in Genf.

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