Vernichtung einkalkuliert

Sri Lanka verweigert humanitäre Lösung für eingekesselte Tamilen

  • Hilmar König, Delhi
  • Lesedauer: 2 Min.
Während die Außenminister Frankreichs und Großbritanniens am Mittwoch in Sri Lanka versuchten, Colombo angesichts der katastrophalen humanitären Lage der tamilischen Zivilisten im Kriegsgebiet zur Mäßigung zu bewegen, äußerte Präsident Mahinda Rajapakse, eine Krise existiere nicht. Im Übrigen sei Sri Lanka keine Kolonie.

Sri Lankas Militär berichtete, seine Truppen wären weiter in die weniger als acht Quadratkilometer große sogenannte Nichtfeuerzone eingerückt, in der sich die Reste der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) verschanzt haben und mindestens 20 000 Zivilisten festsitzen. Widersprüchlich sind die Meldungen über den Einsatz schwerer Waffen und Luftangriffe, die das Militär ab Montag einstellen wollte. Die LTTE erklärt, es werde weiter bombardiert, und Dutzende Zivilisten seien ums Leben gekommen. Colombo hingegen behauptet, nur Spezialeinheiten, Kommandotrupps und Scharfschützen im Einsatz zu haben.

John Holmes, der UN-Nothilfekoordinator, erklärte am Dienstag zum Abschluss seines Aufenthaltes in Sri Lanka, das Land habe zwei gewaltige Herausforderungen zu meistern: »Es sind noch immer Zehntausende Menschen, die auf einem kleinen Gebiet im Norden in der Falle sitzen, und denen die LTTE nicht erlaubt, diese Zone zu verlassen, in der die Kämpfe andauern.« Die andere Krise zeige sich an den überfüllten Notlagern mit 200 000 Insassen, die vor den Kämpfen flüchteten und sich in miserablem Gesundheitszustand befinden. Holmes, der auch mit Präsident Mahinda Rajapakse sprach, hatte solche Lager besucht. Er verließ Colombo unverrichteter Dinge, denn die angestrebte Einigung über den Zugang von Helfern der UNO und internationaler Nichtregierungsorganisationen in die »Nichtgefechtszone« kam nicht zustande

Der französische Außenminister Bernard Kouchner und sein britischer Kollege David Miliband wollten sich am Mittwoch ein Bild von der humanitären Lage im Norden Sri Lankas und in den Flüchtlingslagern machen. Auch erklärten sie, Colombo die wachsende internationale Besorgnis über die Todesgefahr für die Zivilisten in der Konfliktzone vermitteln zu wollen. Erfolg hatten sie dabei offenbar nicht. Der schwedische Außenminister Carl Bildt, der ebenfalls der EU-Friedensmission angehören sollte, erhielt nicht einmal ein Einreisevisum. Der offensichtliche Grund: Stockholm hatte sich einst aktiv an der norwegisch geführten Friedensmission für Sri Lanka beteiligt.

Überhaupt zeigt sich Sri Lankas Regierung wenig interessiert an internationalen Beobachtern und versucht, die menschliche Katastrophe kleinzureden: »Einige glauben, sie können auf unserem Flughafen landen und werden auf einem roten Teppich empfangen. Wir sind keine Kolonie«, so Rajapakse. Sri Lanka wirft dem Westen indirekt vor, mit seiner »humanitären Besorgnis« das überleben der LTTE-Guerilla zu ermöglichen. Seit Monaten blockiert die Armee deshalb den Einsatz von UNO- und anderen Hilfsorganisationen im Kriegsgebiet.

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