Pilotenstreik bei Air France angekündigt

Streit um Repräsentativität

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Piloten von Air France drohen, in den Sommermonaten an jedem Wochenende für mehrere Stunden zu streiken und dadurch den Ferienverkehr gründlich durcheinander zu bringen. Ihnen geht es nicht um mehr Lohn oder andere soziale Forderungen, sondern um die Rolle ihrer Gewerkschaft. Die Pilotenvereinigung SNPL blieb bei den letzten Betriebsratswahlen unter der Marke von 10 Prozent der abgegebenen Stimmen und gehört damit nach dem im August 2008 verabschiedeten neuen Gesetz über die »Repräsentativität der Gewerkschaften« nicht mehr zu denen, die an Verhandlungen mit den Arbeitgebern teilnehmen dürfen. Die Piloten werten dies angesichts ihrer zentralen Rolle innerhalb der Fluggesellschaft als widersinnig, zumal sie bei insgesamt 75 000 Mitarbeitern bei Air France diese Grenze auch nicht erreichen könnten, wenn alle 4000 Piloten für die SNPL stimmten. Sowohl die Direktion der Fluggesellschaft als auch Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau teilen diese Einschätzung und suchen nach Möglichkeiten, den Piloten doch noch Sitz und Stimme bei wichtigen Entscheidungen im Unternehmen zu sichern. Die Piloten fordern für ihren Berufsstand eine Ausnahmeregel, wie sie beispielsweise für Journalisten beim öffentlich-rechtlichen Radio France gilt.

Doch Ausnahmen drohen, die Tür zu immer neuen Forderungen zu öffnen. Schon hat die Flugbegleiter-Gewerkschaft bei Air France angekündigt, sie würden auch einen solchen Ausnahmestatus für sich beanspruchen, sollte er den Piloten zuerkannt werden. Mit dem Gesetz über die Repräsentativität der Gewerkschaften wollte man vor allem kleine Gruppierungen, die durch spektakuläre Aktionen auf sich und ihre Forderungen aufmerksam machen, isolieren.

Das wurde von den größeren Gewerkschaften begrüßt, die darin ein Mittel zur Stärkung der Front der Arbeitnehmervertretungen sehen. In der Praxis hat das auch schon funktioniert. So hat sich beim Staatsbahnunternehmen SNCF nach der letzten Betriebsratswahl die Zahl der Gewerkschaften am Verhandlungstisch mit der Direktion von zehn auf vier verringert, und um dabei zu sein, hat sich die kleine, aber sehr kämpferische Lokführergewerkschaft FGAAC dem Gewerkschaftsverband CFDT angeschlossen.

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