»Die Fälle wieder aufrollen«

Der Historiker Wolfgang Benz ist froh über das Kasseler Urteil

Wolfgang Benz leitet seit 1990 das renommierte Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Der 67-jährige Historiker ist als Gutachter an verschiedenen »Ghetto-Renten-Prozessen« beteiligt.

ND: Die Rentenversicherer haben sich durch alle Instanzen geklagt, um Rentenanträge von Holocaust-überlebenden abzuwehren. Verstehen Sie diese Beharrlichkeit?
Benz: Ich kann dieses Verhalten nicht nachvollziehen. Aber ich kenne das Verhalten der Rentenversicherer durch meine Gutachtertätigkeit sehr gut und glaube, sie wollen einfach Geld sparen. Um nicht zahlen zu müssen, suchen sie nach formalen Gründen. Die Rentenanstalt agiert wie jede Versicherung, die erst einmal versucht, die Zahlungspflicht zurückzuweisen.

Lässt das Gesetz so große Interpretationsspielräume?
Das Gesetz ist ein bisschen kompliziert. Es musste diese Fälle abgrenzen von Zwangsarbeit. Denn dafür gab es ja einen anderen Entschädigungsweg, der jetzt abgeschlossen ist. Das »Ghetto-Renten-Gesetz« ist so etwas wie die letzte Möglichkeit für alle, die sonst leer ausgegangen sind. Der Gesetzgeber hatte den Willen, dass dieser Personenkreis noch in den Genuss einer Versorgu...


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