Obama sagt Muslimen »Salam«

US-Präsident verspricht in Kairo Neuanfang im Verhältnis zur islamischen Welt

  • Lesedauer: 3 Min.
US-Präsident Obama hat sich für einen Neuanfang zwischen den USA und der islamischen Welt ausgesprochen. Der Nahostkonflikt und Vorurteile auf beiden Seiten gehörten zu den zentralen Hindernissen für ein besseres Verhältnis, sagte er in einer Grundsatzrede am Donnerstag in der Universität von Kairo.

Kairo (Agenturen/ND). Die Spannungen zwischen dem Westen und der islamischen Welt seien, so US-Präsident Barack Obama vor 2500 geladenen Gästen, auch in jüngerer Zeit durch einen »Kolonialismus« genährt worden, der die Rechte und Möglichkeiten vieler Muslime untergraben habe. Der US-Präsident, der Zitate aus dem Koran, der Bibel und dem Talmud in seine Rede einfließen ließ, rief die Muslime auf, sich mit den USA gegen die Extremisten des Terrornetzwerks Qaida zu verbünden. Obama betonte die Rechte der Palästinenser und forderte erneut einen Stopp des israelischen Siedlungsbaus. Er übte auch Selbstkritik und verwies auf den Irakkrieg, der demonstriert habe, dass die USA verstärkt auf Diplomatie und internationale Gemeinsamkeiten setzen müssten.

Obama erinnerte an das Elend in den palästinensischen Flüchtlingslagern und die »täglichen Erniedrigungen«, unter denen die Palästinenser in den besetzten Gebieten litten. »Es gibt keinen Zweifel: die Lage der Palästinenser ist nicht hinnehmbar.« Er setzte sich erneut für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. Niemand dürfe allerdings das Existenzrecht Israels anzweifeln. Die Bande zwischen den USA und Israel seien »unverbrüchlich«.

Obama sieht auch für die Palästinenserorganisation Hamas eine Rolle im Friedensprozess. »Damit sie eine Rolle spielen kann bei der Erfüllung der Hoffnungen der Palästinenser und damit das palästinensische Volk wieder geeint wird, muss Hamas die Gewalt beenden, frühere Vereinbarungen respektieren und das Existenzrecht Israels anerkennen«, sagte Obama in seiner 55-minütigen, oft von Beifall unterbrochenen Rede. Die Palästinenser müssten mit friedlichen Mitteln ihre Ziele erreichen.

Die Hamas reagierte mit Skepsis auf die Rede Obamas. Die Ansprache sei zwar sehr höflich und im Stil der »weichen Diplomatie« gewesen, sagte Hamas-Sprecher Fausi Barhum in Gaza. Allerdings fehlten Hinweise auf praktische Schritte zur Beendigung der israelischen Blockade und des Siedlungsausbaus.

Der US-Präsident setzte sich für ein Ende des Misstrauens und der Zwietracht zwischen dem Westen und der islamischen Welt ein. Gewalttätige Extremisten hätten die Spannungen zwischen den beiden Welten ausgenutzt. Die Anschläge vom 11. September 2001 hätten bei vielen Amerikanern den falschen Eindruck erweckt, dass die islamische Welt unvermeidbar feindselig zum Westen und zu den Menschenrechten stehe.

»Solange wir unser Verhältnis über unsere Differenzen definieren, werden wir die stärken, die Hass säen.« Obama sprach von einem »kalten Krieg«, in dem islamische Länder lediglich benutzt worden seien, ungeachtet ihrer eigenen Wünsche. Obama warnte aber auch die islamische Welt vor »groben Stereotypen« über die USA. Die USA seien keineswegs eine »eigennützige Imperialmacht«. Amerika sei eine der »großartigsten Quellen des Fortschritts in der Welt«, die es je gegeben habe. Die USA seien dem Ideal der Gleichheit der Menschen verpflichtet, für das Amerika in den Jahrhunderten viel gekämpft und Kriege geführt habe. Dies zeige sich auch in der Tatsache, dass ein Afroamerikaner mit dem Namen Barack Hussein Obama zum Präsidenten gewählt werden konnte.

Tagesthema Seite 2

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