Geschichte fürs Herz

Mit Textmarker nach Dublin im Theater unterm Dach

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf jeglichen Schnickschnack wird verzichtet. Das Stück, das sich um die komplizierteste Sache der Welt dreht – um eine Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann – ist in Einfachheit inszeniert. Die bereits 2003 gegründete Berliner Gruppe Textmarker zeigt im Theater unterm Dach »Once«. Regisseurin Tina Küster inszenierte es nach dem gleichnamigen 2006 herausgekommenen 85-minütigen irischen Independent-Film von John Carney für nur 45 Minuten.

Erzählt wird die Geschichte der Begegnung zweier Erfolgloser. Ein in einer Fußgängerzone in Dublin spielender Musiker wird von einer Frau beklaut. Er wird wütend und bekommt sein Geld zurück. Wenig später taucht die junge Frau wieder auf. Sie kommen ins Gespräch. Sie kehrt gerade von ihrer Arbeit als Putzfrau zurück, zieht einen defekten Staubsauger hinter sich her. Er wird ihn reparieren, denn das ist auch seine Arbeit in der väterlichen Werkstatt. Sie gehen mit dem Gerät spazieren.

Eine schöne Szene ist das, wie Nathalie Schuh und Ilja Schierbaum miteinander schwatzend mehrfach hinter der Bühne verschwinden, um erneut wieder auftauchen. Inzwischen hört man, wie sie sich unterhalten. Er erfährt, dass sie eine Einwanderin aus Tschechien ist. Sie erfährt, dass er Songs schreibt. Schließlich besucht er sie zu Hause, lernt auch ihre Mutter und ihre Tochter kennen. Gemeinsam machen sie Musik. Sie und er könnten ein Paar werden, wenn...

Nathalie Schuh spielt die junge Frau mit anrührender natürlicher Komik. Sie besitzt und zeigt diese Gabe so intensiv, wie man das nur selten auf der Bühne sieht. Ilja Schierbaum spielt den Musiker introvertierter, wie es die Rolle auch verlangt. Am Klavier werden sein Gitarrenspiel und ihr Gesang von Tina Arnz unterstützt, die als tschechische Mutter zurückhaltend agiert. Ebenso unaufdringlich ist der Auftritt der kleinen Tochter Ivonka konzipiert, der bei der Premiere von Emilia Arnz diszipliniert bewältigt wurde. In anderen Vorstellungen wird auch Djamila Weingärtner diese Aufgabe übernehmen.

Der Film »Once« gewann 2007 auf dem amerikanischen Sundance Film-Festival den Publikumspreis und 2008 einen Oscar für den Besten Song. All das wundert nicht. Die Geschichte ist menschlich und geht ans Herz, ohne rührselig zu sein. Genau das hat auch Tina Küster in ihrer vom Bezirk Pankow geförderten Produktion klug vermieden.

13., 14., 18., 19.6., 10. und 11.7., 20 Uhr, Theater unterm Dach, Danziger Straße 101, Prenzlauer Berg, Karten (8/5 Euro) am Tel.: 902 95 38 17

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