»Raketen-Moni« unter Beschuss

Professoren und Studenten der Universität in Hamburg fordern die Abwahl ihrer ungeliebten Präsidentin

  • Reinhard Schwarz, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Gegenwind für Monika Auweter-Kurtz: Die von Kritikern als »Raketen-Moni« bespöttelte Präsidentin der Universität Hamburg steht unter Beschuss. 120 Professoren werfen der Raketenforscherin autoritäres Verhalten sowie mangelnde Kommunikationsfähigkeit vor und fordern ihre Abwahl.

Hintergrund des Streits um Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz: Der von ihr befürwortete Umzug in die Hafen-City sowie die neoliberale Orientierung der Uni an den Bedürfnissen der Wirtschaft. So steht demnächst eine Novellierung des Hochschulgesetzes an, das vor allem dem Uni-Präsidium mehr Machtfülle geben soll.

Die Opposition gegen die 58-jährige Physikerin, die 2006 unter dem damaligen Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) ins Amt gehievt wurde, ging zunächst von den Geisteswissenschaftlern aus. Hier weigert sich Auweter-Kurtz beharrlich, den am 6. Mai vom Fakultätsrat einstimmig gewählten Theologen Hans-Martin Gutmann in seinem Amt als Dekan zu bestätigen. Möglicher Grund: Gutmann ist exponierter Gegner von Studiengebühren und steht in Opposition zur Unipräsidentin, die eine glühende Befürworterin dieser Sondersteuer ist.

Es waren denn auch drei Professoren der Geisteswissenschaften, die in einem offenen Brief an die Mitglieder des Hochschulsenats diesen auffordern, »von Ihrem gesetzlichen Recht Gebrauch zu machen, dem Hochschulrat die Abwahl der Präsidentin vorzuschlagen«. Die Professoren Michael Friedrich, Hans-Werner Goetz und Bruno Reudenbach werfen der Präsidentin »mangelnde Kommunikationsfähigkeit« sowie »Missachtung der verbliebenen Selbstverwaltung« und »unprofessionelle Personalführung« vor. Die Universität sei mittlerweile »von einer dysfunktionalen und praxisfernen Überbürokratisierung gekennzeichnet«.

Auweter-Kurtz agiert bisher aus einer Position der Stärke. So hatte sie in einem Interview mit der Zeitung »Die Welt« erklärt: »Ich sehe keine tiefe Kluft zwischen mir und der übergroßen Mehrheit der Professorinnen und Professoren. Dieses Schreiben ist nur von dreien unterschrieben. Warten wir doch mal ab.« Mittlerweile haben aber 120 Professoren von insgesamt 600 aus fast allen Fakultäten diesen Brief unterzeichnet und fordern damit die Abwahl der Präsidentin. Weiterhin haben drei ehemalige Vizepräsidenten der Uni-Chefin die Leviten gelesen und vor allem den von ihr befürworteten Umzug der Universität in die Hafen-City kritisiert. Ein Umzug, den mittlerweile selbst die Handelskammer Hamburg ablehnt.

Auweter-Kurtz sieht sich hingegen miss- und unverstanden: »Ich und das gesamte Präsidium sind schon enttäuscht, dass keiner und keine derer, die die Briefe in den letzten Tagen unterschrieben haben, auch nur den Versuch gemacht haben, ins Gespräch zu kommen.« Sie sei darüber hinaus bereit, über einen in Vorbereitung befindlichen »Struktur- und Entwicklungsplan« der Uni Hamburg zu sprechen.

Kritiker bestreiten diese angebliche Offenheit. »Der Fakultätsrat Geisteswissenschaften hat sie regelmäßig zum Gespräch eingeladen«, sagt Theologiestudentin Luise Albers (26), doch sie sei bisher nicht gekommen. »Angeblich, weil sie keine Zeit hatte.« Auch der von Auweter-Kurtz immer wieder ins Feld geführte Struktur- und Entwicklungsplan sei bisher ein Phantom, so Luise Albers: »Der ist bisher nicht veröffentlicht worden, da wird eine ziemliche Geheimniskrämerei drum gemacht.«

Inwieweit die Initiative zur Abwahl der ungeliebten Uni-Präsidentin erfolgreich sein wird – darüber lässt sich nur spekulieren. Denn der für die Abwahl zuständige, unter dem CDU-Senat installierte Hochschulrat setzt sich je zur Hälfte aus vier Professoren und vier Wirtschaftsvertretern zusammen, unter anderem der Hamburger Sparkasse und dem Tabakkonzern BAT.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal