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Mehr Kompetenz für Maas

Ein Schulleiter wird Schatten-Bildungsminister der Saar-SPD

  • Martin Sommer
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn alles so läuft, wie Heiko Maas es sich vorstellt, wird Volker Staudt im September Bildungsminister im Saarland sein. Denn der Chef und Spitzenkandidat der SPD im Land bastelt zurzeit gerade an seinem »Kompetenzteam« – und hat am Montag als einen der ersten Staudt präsentiert. Als Experten in Sachen Bildung.

Das Überraschende an der Personalie Staudt ist, dass ihn wohl niemand im Land auf der Liste hatte. Er ist zwar seit 37 Jahren SPD-Mitglied – in der Politik hat er sich aber bislang nicht hervorgetan. Zurzeit leitet er das Schengen-Lyzeum in Perl. Diese Ganztagsschule wurde vor zwei Jahren gegründet und ist eine Art Aushängeschild des Saarlandes. Denn sie ist eine deutsch-luxemburgische Schule mit den Unterrichtssprachen Deutsch und Französisch.

Nach-Nachfolger des Förderers?

Ironie der Geschichte: Es war ausgerechnet der damalige CDU-Bildungsminister Jürgen Schreier, der den Mann zum Gründungsrektor machte, der jetzt sein Nach-Nachfolger werden soll. Der Minister lobte Staudt und seine luxemburgische Kollegin Marion Zenner damals als »erfahrene Pädagogen und Schulorganisatoren, die für einen reibungslosen Start der neuen Schule sorgen werden«.

Auch Heiko Maas hat Staudts Arbeit im Lyzeum überzeugt, dort habe der 56-Jährige bewiesen, dass die bildungspolitischen Ziele der SPD umsetzbar seien – und dass er, Staudt, das kann. Offenbar hat der Chef-Sozialdemokrat einen Praktiker für sein Hauptwahlkampfthema Bildung gesucht, und keinen gestandenen Politiker. Bildung wird nämlich eines der zentralen Themen im Wahlkampf sein, gerade hier darf der SPD also kein Fehler unterlaufen. Immerhin hat die seit zehn Jahren regierende CDU gerade in diesem Bereich einiges auf den Weg gebracht – einiges auch, das heute vielen Schülern, Studenten und Eltern übel aufstößt. Das achtjährige Gymnasium etwa wurde im Saarland als erstem westdeutschen Bundesland – noch vor Bayern – eingeführt. Überhastet, meinen viele. SPD, LINKE und Grüne wollen deshalb dieses G8 dringend reformieren. Die CDU hat außerdem die Studiengebühren im Land eingeführt und zahlreiche Grundschulen trotz massiver Proteste geschlossen.

SPD-Chef Maas hat beim letzten Landesparteitag versprochen, dass es »keine Zusammenarbeit« mit einer Partei geben wird, die die bildungspolitischen Ziele der SPD »nicht bereit ist mitzutragen«. Ganz in diesem Sinne verspricht der Minister-Kandidat Staudt jetzt mehr »Bildungsgerechtigkeit«, die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen und das Ende der Studiengebühren.

Schnittmenge mit LINKER und Grünen

Abitur nach acht Jahren soll es unter seiner Führung auch nur an Ganztagsschulen mit pädagogischer Betreuung geben dürfen – und gleichzeitig immer auch die Möglichkeit des alten G9. Das Programm deckt sich ziemlich mit den Vorstellungen von LINKEN und Grünen im Land. Ein gutes Omen für eine mögliche rot-rot-grüne Regierung.

Volker Staudt ist übrigens der zweite im Schattenkabinett Maas. Schon letztes Jahr war der Bundestagsabgeordnete und Chef der sozialdemokratischen »Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen« (AfA), Ottmar Schreiner, ins Kompetenzteam berufen worden. Zuständig natürlich für Arbeit und Soziales.

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