Der Auftrag

Zum Tode von Hanne Hiob

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Sie war die älteste Tochter Bert Brechts. Der ihre Mutter, die Opernsängerin Marianne Zoff, nach zwei Jahren Ehe verließ. Hanne Hiob (Foto: Archiv), Tänzerin und Schauspielerin, brillierte 1959 in Gründgens' »Heiliger Johanna der Schlachthöfe«. Eine Uraufführung und Pfeilspitze gegen den damaligen bundesdeutschen Brecht-Boykott. Kunst gegen den Antikommunismus. Fast zehn Jahre später spielte sie die Rolle auch am Berliner Ensemble. Ihr Vater hatte schon vorher geplant, sie am BE zu engagieren: als Antigone. Sein Tod verhinderte den Plan.

Nach ihrer »Carrar«, 1975 in München, versiegten die Angebote. Und es schien, als potenziere die Traurigkeit darüber den Arbeitswillen und schärfe den politischen Konzentrationswillen: Hanne Hiob wurde fortan zur feurigen, kraftvoll-listigen Programm-Gestalterin. So löste sie den Generationenkonflikt: Sie fühlte sich mehr denn je aufgerufen zum Vaterwort. Tourte mit Brechts »Anachronistischem Zug« durch Deutschland, protestierte gegen Berufsverbot und Aufrüstung.

Auf manchen Fotos schien sie unter der Erblast zu leiden. Dann wieder zeigen Bilder eine aus dieser Last erwachte heiter-ironische Frau, die mit dem zu leben gelernt hat, was ihr jenseits des familiären Ruhms aufgetragen ist. Manfred Wekwerth nannte sie »freundlich und unerbittlich«, Berühmtheit sei ihr ein Kampfauftrag gewesen.

Nun starb Hanne Hiob mit 86 Jahren in München. hds

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