Vattenfall sucht in Krümmel jetzt defekte Brennstäbe

Vorstandschef Hatakka hält Pannenreaktor nach wie vor für sicher

  • Lesedauer: 2 Min.
Im Atomkraftwerk Krümmel hat es mehr Störungen gegeben als bisher bekannt. Der Stromkonzern Vattenfall teilte nach einer Trafo-Panne weitere Details zu einem Schaden innerhalb des Reaktors mit.

Berlin (dpa/ND). Mindestens ein defekter Brennstab sei im Atomkraftwerk Krümmel entdeckt worden, erklärte der Betreiber Vattenfall Europe am Donnerstag in Berlin. Vorstandschef Tuomo Hatakka hält jedoch an dem Mmeiler fest. »Mein Fazit ist klar und deutlich: Krümmel ist sicher.«

Bereits an diesem Freitag will Vattenfall den Reaktordeckel der Anlage öffnen, um nach dem beschädigten Brennstab zu suchen, wie der Geschäftsführer der Nuklearsparte, Ernst Michael Züfle, sagte. Von insgesamt 80 000 Brennstäben seien möglicherweise »einige wenige« defekt. Er betonte, dass ein solcher Schaden nicht bekannt gewesen sei, als das Kraftwerk vor mehr als zwei Wochen nach einer zweijährigen Pause wieder ans Netz gegangen war.

Vattenfall kündigte eine komplette Prüfung aller Abläufe an. »Jetzt stehen alle Prozesse, technisch und organisatorisch, auf dem Prüfstand«, sagte Hatakka. Dazu sei ein interner Sonderermittler eingesetzt worden. Die Ereignisse hätten verständlicherweise zu Unruhe und Verunsicherung geführt. »Ich kann mich dafür nur entschuldigen.«

Wann Krümmel wieder ans Netz geht, ist weiter offen. Der Austausch zweier Transformatoren soll mehrere Monate dauern. »Es ist viel zu früh, jetzt über eine Wiederanfahrt zu reden«, sagte Hatakka. Ein völliges Abschalten stehe nicht zur Debatte. Zweifel an der generellen Zuverlässigkeit als Betreiber von Atomkraftwerken wies Vattenfall zurück. »Es gibt keinen Grund, wegen dieses Einzelfalls das Sicherheitssystem von Krümmel in Frage zu stellen.«   

Unterdessen hat Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) einen rascheren Atomausstieg per Gesetz direkt nach der Bundestagswahl gefordert. Die Verpflichtung zu einem schnellen Ende der Nutzung alter Meiler müsse in der kommenden Legislaturperiode im Atomgesetz festgelegt werden, sagte Gabriel der dpa am Rande eines Besuches im Unglücksreaktor Tschernobyl in der Ukraine. Die Union warf Gabriel erneut vor, das Thema Kernkraft für den Bundestagswahlkampf auszunutzen. So sagte Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner (CDU): »Gabriel spielt den Wahlkämpfer und er hat wohl keine anderen Themen.«

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal